1Der internationale Warenhandel verzeichnete in den Jahren 1999 und 2000 ein reges Wachstum, verlangsamte sich aber 2001 spürbar. Der Anteil aller Entwicklungsländer am internationalen Handel steigt regelmässig an, während jener der LDC stagniert.
2Die Tätigkeiten der WTO standen 2001 im Zeichen der Vorbereitung der vierten WTO-Ministerkonferenz (Doha, Katar) und der im November 2001 unter den Mitgliedsstaaten erzielten Einigung, eine neue multilaterale Verhandlungsrunde über den Welthandel zu starten. Das Mandat der Verhandlungsführer wurde in Doha festgelegt. Ziel ist die Fortsetzung der Liberalisierung in den Bereichen Marktzugang für Industriegüter, Landwirtschaft und Dienstleistungen. Trotz der Skepsis der Entwicklungsländer sollen in den Verhandlungen auch die Investitionen erfasst und die Verbindungen zwischen Handel und Entwicklung untersucht werden.
3Die Entwicklungsländer und einige NGO unterstrichen die nachteiligen Konsequenzen der Abkommen über das geistige Eigentum auf den Zugang zu Medikamenten in den ärmeren Ländern, da patentierte Medikamente nicht mehr kopiert und billiger produziert werden dürfen. Im WTO-Streitbeilegungsverfahren werfen Länder des Nordens bestimmten Produzenten des Südens (z.B. Brasilien und Indien) vor, mit den Kopien patentierter Arzneimittel die Vorschriften über den Schutz des geistigen Eigentums zu verletzten ; Unternehmen des Nordens strengen einen Aufsehen erregenden Prozess gegen Südafrika an, das ein Gesetz zur Förderung der Paralleleinfuhren billigerer Medikamente verabschiedete ; NGO verurteilen in Kampagnen die Politik der Länder des Nordens, die vor allem die Patente schützen ; und in den ärmsten Ländern wächst das Bewusstsein um die enorme Problematik der AIDS-Epidemie. Alle diese Faktoren lösten auch in der WTO eine Diskussion aus. In der Erklärung von Doha über die öffentliche Gesundheit wird das Recht der Entwicklungsländer geregelt, Massnahmen zur Förderung der Medikamentenabgabe an die ärmsten Bevölkerungsschichten zu ergreifen.
4Am Ende des Kapitels wird die Situation des fairen Handels in Europa und in der Schweiz für das Jahr 2001 beschrieben. Ausserdem werden die Überlegungen des Universitätsinstituts für Entwicklungsstudien zum Konzept des nachhaltigen Handels vorgestellt. Seit einigen Jahren verfolgen zahlreiche Initiativen das Ziel, die ausgegrenzten Produzenten in den Ländern des Südens zu unterstützen, den Rechten der Arbeitnehmer Geltung zu verschaffen und umweltfreundliche Produktionsweisen zu begünstigen. Der faire Handel, die Förderung der Öko- und Soziallabels und die Einführung von Verhaltenskodizes sollten bestimmte Handelsregeln verändern mit dem Ziel, den schwächsten Wirtschaftsbeteiligten grösseren Nutzen zu verschaffen, die Erhaltung der natürlichen Ressourcen zu fördern und Anreize für verantwortungsvolle Verbrauchs- und Produktionsmuster zu vermitteln.
- 1 Im Unterschied zum BIP umfasst die weltweite Warenproduktion weder das Baugewerbe noch die Dienstle (...)
- 2 Quelle für die Angaben zum internationalen Handel : WTO, Statistiques du commerce international 200 (...)
5Die weltweite Produktion1 und der Warenhandel verzeichneten im Jahr 2000 mit einer Wachstumsrate von 4,5% der globalen Warenproduktion bzw. von 12% der volumenmässigen Ausfuhren eine aussergewöhnliche Zunahme. Die ersten Schätzungen für das erste Halbjahr 2001 lassen jedoch auf eine markante Verlangsamung des Wachstums schliessen2.
- 3 Die wertmässigen Exporte können – bei gleichbleibender Menge – allein wegen eines Anstiegs der in U (...)
6Die wertmässigen Warenausfuhren weltweit (in Dollar)3 legten im Jahr 2000 um 12,5% zu, die kommerziellen Dienstleistungsexporte um 6%. Der starke wertmässige Zuwachs der Brennstoffausfuhren geht insbesondere auf die Rohölkurse zurück, die den höchsten Stand seit 1985 erreichten. Ein kräftiges Wachstum wurde ausserdem für Büromaterial und Telekommunikationsausrüstungen verzeichnet (Zunahme um 20%). Den geringsten Zuwachs dagegen erzielten die Ausfuhren von Agrarprodukten (Zunahme um 2%).
Tabelle 8 : Wertmässiger Anstieg der weltweiten Exporte von Waren und kommerziellen Dienstleistungen (in Milliarden Dollar und Prozenten)
Quelle : OMC, Statistiques du commerce international 2001, Tabelle 1, S. 2.
7Gemessen an der geringen Landesfläche und an der Bevölkerungszahl nimmt die Schweiz auf der Liste der wichtigsten Waren- und Dienstleistungsexporteure einen der vordersten Ränge ein. Im Jahr 2000 belegte die Schweiz den 21. Platz unter den wichtigsten Warenexporteuren und den 17. Platz unter den wichtigsten Importeuren. Im weltweiten Dienstleistungshandel rangiert die Schweiz unter den Exporteuren an 16. und unter den Importeuren an 27. Stelle.
8In allen Regionen der Welt nahmen die Exporte zu. Allerdings geben die globalen Zahlen pro Kontinent keinen Aufschluss über das starke Gefälle zwischen den Ländern bzw. Regionen. Ein besonders starkes Wachstum verzeichneten der Mittlere Osten (+46%), Afrika (+27%), die Volkswirtschaften im Übergang und Lateinamerika. In Afrika legten die Ausfuhren der Erdöl exportierenden Länder am stärksten zu, während rund zwanzig Länder rückläufige Exporte auswiesen. Der Anteil Asiens am Handel erreichte erneut den bereits vor der Asienkrise im Jahr 1996 verzeichneten Rekordstand von 27%.
Tabelle 9 : Wertmässiges Wachstum des internationalen Warenhandels nach Regionen, 1990-2000 (in Milliarden Dollar und Prozenten)
* In Milliarden Dollar.
Quelle : OMC, Statistiques du commerce international 2001, Tabelle 1.3, S. 22
9Die volumenmässigen Aus- und Einfuhren der Entwicklungsländer wuchsen schneller an als jene des internationalen Handels insgesamt. Von 1999 bis 2000 legten die Warenexporte um 24% und die -importe um 21% zu. Der Anteil der Entwicklungsländer am internationalen Handel nimmt weiterhin zu. Er hat seit 1986 regelmässig zugelegt (ausser 1998, im Jahr der asiatischen Finanzkrise) und erreichte im Jahr 2000 30% des internationalen Handels. Angesichts der Hausse der Erdölkurse zog das Exportwachstum in den Brennstoff exportierenden Ländern wertmässig am stärksten an. Der wachsende Anteil der Entwicklungsländer am internationalen Handel in den 90er Jahren ist indessen nur unwesentlich auf die höheren Erdölpreise zurückzuführen, sondern rührt eher vom markanten Zuwachs der Fertigwarenausfuhren her, wo der Anteil der Entwicklungsländer im Zeitraum 1999 bis 2000 von 17% auf 27% angestiegen ist – hauptsächlich dank den chinesischen, mexikanischen und ostasiatischen Exporten von Büromaschinen und Telekommunikationsausrüstungen. Derzeit erzielen die Entwicklungsländer in diesen Produktekategorien höhere wertmässige Ausfuhren als mit Agrarprodukten und in der mineralgewinnenden Industrie.
10Unter den 25 wichtigsten Ausfuhrländern befinden sich 7 Entwicklungsländer aus Asien (mit China auf Platz 7 unter den grössten Exportstaaten) und ein Entwicklungsland aus Lateinamerika (Mexiko auf Platz 13).
11Während dem GATT 1988 noch 96 Vertragsparteien angehörten, zählt die Welthandelsorganisation (WTO) nach den 2001 vollzogenen Beitritten Litauens, Moldawiens, Chinas und Chinesisch-Taipehs Ende 2001 144 Mitgliedsstaaten. 28 weitere Staaten bewerben sich um die Aufnahme, darunter Russland (17. weltweiter Warenexporteur ; der WTO-Beitritt ist für 2003 geplant), Saudi-Arabien, Vietnam, Kambodscha und die Ukraine. Zu den Ländern, die noch nicht WTO-Mitglieder sind, gehören mehrere Staaten in Zentralasien (Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Afghanistan) und in Südosteuropa (Bundesrepublik Jugoslawien, Bosnien). Algerien, Iran, Irak, Libanon und Syrien sowie zahlreiche der am wenigsten entwickelten Länder zählen ebenfalls nicht zum Kreis der WTO-Mitglieder.
- 4 1948 gehörte China zwar zu den Gründungsmitgliedern des GATT, trat aber unmittelbar nach der Revolu (...)
12Nach 14-jährigen, vom Schweizer Botschafter Jean-Louis Girard koordinierten Verhandlungen in den verschiedenen Handelsbereichen wurde China im November 2001 in die WTO aufgenommen4. Die Einhaltung der WTO-Regeln wird in einigen Sektoren der chinesischen Volkswirtschaft tief greifende Änderungen herbeiführen (namentlich in der Landwirtschaft, der Luftfahrt und den Dienstleistungen ; Auflösung zahlreicher Staatsmonopole, Abbau der bürokratischen Hemmnisse, Ausbau der geistigen Eigentumsrechte). Dennoch ist China zuversichtlich, neue Investoren anlocken (China ist unter den Entwicklungsländern der wichtigste Empfänger von Auslandsdirektinvestitionen) und den Ausbau bestimmter Volkswirtschaftssektoren vorantreiben zu können (Warenexporte, Textilien, usw.).
13Die schweizerischen Wirtschaftskreise wollen die Öffnung Chinas für den Handel nutzen. Das gilt besonders in den Sektoren Banken, Versicherungen, Maschinen, chemische und pharmazeutische Produkte und Uhren. China, Taiwan und Hongkong sind die erst-, zweit- und viertgrössten Lieferanten der Schweiz unter den Entwicklungsländern. Die schweizerischen Importe aus diesen drei Ländern betrugen im Jahr 1999 3,26 Milliarden Franken, was knapp einem Drittel der schweizerischen Importe aus Entwicklungsländern entspricht.
14Die laufenden Tätigkeiten der WTO im Jahr 2001 waren geprägt von der Vorbereitung der 4. Ministerkonferenz in Doha, welche den Weg für eine neue multilaterale Verhandlungsrunde bereiten sollte (siehe 2.3). Nach dem Scheitern der Ministerkonferenz von Seattle im Dezember 1999 wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um einen weiteren Misserfolg abzuwenden und eine Einigung zu den neuen Bereichen der künftigen Verhandlungsrunde zu finden. Ausführlich erörtert wurde innerhalb (und ausserhalb) der WTO die Frage, wie die Abkommen über das geistige Eigentum auszulegen seien, damit die Entwicklungsländer eine Politik über den Medikamentenzugang verabschieden können (siehe 2.4). Die laufenden Verhandlungen zum geistigen Eigentum, besonders zur umstrittenen Frage der Patentierbarkeit lebender Organismen, wurden im Jahrbuch 2001 behandelt.
15An der dritten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO in Seattle im Spätherbst 1999 konnten sich die Mitgliedsländer nicht auf die Lancierung einer neuen Liberalisierungsrunde einigen. Zu stark divergierten damals die Interessen und Prioritäten der Hauptakteure USA und EU. Angesichts einer prosperierenden Weltwirtschaft konnte die WTO dieses Scheitern verkraften. Zwei Jahre später hat sich das Weltwirtschaftsklima merklich abgekühlt.
16Das erste Mal seit der Ölkrise anfangs der 70er Jahre befanden sich die drei bedeutendsten Wirtschaftsnationen USA, Japan und Deutschland gleichzeitig in einer Rezession, und die Terroranschläge vom 11. September verbreiteten Unsicherheit. Aus Besorgnis vor einer Abkehr vom Handelsmultilateralismus und vor einem neuen, die Rezession verstärkenden Wirtschaftsprotektionismus konnten und wollten sich die führenden Wirtschaftsmächte in Doha keinen neuen Misserfolg leisten. Als symbolisches Zeichen „musste” eine neue Welthandelsliberalisierungsrunde eingeläutet werden.
- 5 An der Ministerkonferenz in Doha waren 650 „Nichtregierungsorganisationen” akkreditiert. Die Hälfte (...)
17Wegen der Erinnerung an die lautstark manifestierende Zivilgesellschaft auf den Strassen Seattles fand sich zuerst kein Staat bereit, die vierte Ministerkonferenz einzuladen. Schliesslich meldete sich das Golfemirat Katar als Gastgeber für die mindestens alle zwei Jahre stattzufindende Veranstaltung. Die Einreise nach Katar sowie die einheimische Bevölkerung konnten leicht kontrolliert werden. Damit wurde sichergestellt, dass das Treffen nicht durch Anti-WTO-Manifestationen gestört wurde5.
18Die Hauptschwierigkeit bestand in der Vorbereitung einer Konsens verlangenden Deklaration über die Eröffnung einer neuen Liberalisierungsrunde. Die WTO-Mitglieder versuchten an den Vorbereitungskonferenzen die wichtigsten Streitpunkte zu entschärfen und die zu verabschiedende Ministererklärung quasi unterschriftsreif vorzubereiten. Während sich die Minister in Seattle auf 34 Seiten mit 402 Konfliktpassagen einigen sollten, was das Vorhaben schon im Voraus praktisch aussichtslos erscheinen Hess, handelte es sich für Doha um einen Entwurf auf 11 Seiten und den Vorschlag eine Verhandlungsrunde zu starten, ohne die Resultate vorwegzunehmen. Anstatt einer ambitiösen Milleniumsrunde sollte eine sukzessiv erweiterbare Verhandlungsrunde lanciert werden.
- 6 „Auch wenn das Abkommen von Katar üppig mit politisch-motivierter Drittweltrhetorik garniert ist, w (...)
19Nach sechs intensiven Verhandlungstagen wurde die Schlussdeklaration am 14. November 2001 gutgeheissen. Damit ist die seit 1947 neunte Liberalisierungsrunde lanciert. Obwohl den Anliegen der Entwicklungsländer an einigen Stellen Rechnung getragen wurde (insbesondere was die technische Zusammenarbeit anbelangt), handelt es sich nicht um die von Entwicklungskreisen geforderte Entwicklungsrunde, die sich vor allem um die Anliegen der ärmsten Länder gekümmert hätte, sondern um eine typische „Market-Access Round”6.
20Bis zuletzt hatte sich vor allem Indien gegen neue Liberalisierungsverpflichtungen gewehrt. Nachdem aber die anderen Entwicklungsländer dem Druck von USA und EU nachgegeben hatten, beugte sich auch Indien dem Willen der reichen Länder und gab seinen Widerstand in letzter Minute auf.
21Es wurden 3 Dokumente angenommen : ein Dokument über die Fragen und Probleme der Implementierung der bestehenden Abkommen, eine Erklärung über das TRIPS-Abkommen und die Gesundheit, und eine Ministererklärung zur Eröffnung einer neuen Handelsliberalisierungsrunde. Ausserdem stimmten die Teilnehmer einer zeitlich begrenzten Ausnahmeregelung für die Übereinkunft zwischen der EU und den AKP-Staaten über einen bevorzugten Markzugang zu.
22Manche Formulierungen der Schlusserklärung sind uneindeutig oder sogar widersprüchlich. Nur somit konnte jedoch die Zustimmung der 142 Länder gewonnen werden. Erklärtes Ziel ist es, die „Doha-Runde” bis Ende 2004 abzuschliessen.
23Viele Entwicklungsländer, darunter Indien, Pakistan, Malaysia und Ägypten wollten keine neue Liberalisierungsrunde, bevor die Probleme bei der Umsetzung der bestehenden WTO-Abkommen nicht gelöst waren. Diese Staaten sind enttäuscht, dass sie von den Abkommen der Uruguay-Runde weniger als erwartet profitieren konnten. In einer Deklaration der G-77 und Chinas wurde betont, dass die Entwicklungsländer noch immer mit hohen Zöllen, komplexen Ursprungslandregeln, arbiträren sanitären und phytosanitären Verordnungen sowie mit nicht WTO-konformen Anti-Dumping-Massnahmen konfrontiert seien, welche ihnen den Zugang zu den Märkten der Industriestaaten erschwerten oder verunmöglichten.
24Beim Dossier Implementierung stand insbesondere auch die in Marrakesch beschlossene Liberalisierung im Textil- und Bekleidungssektor im Mittelpunkt. Der Textilbereich ist einer der wenigen Sektoren, in denen viele Entwicklungsländer einen Konkurrenzvorteil besitzen. Für ihre Industrieentwicklung wäre eine schnelle Liberalisierung von grosser Bedeutung. Viele Entwicklungsländer hofften daher auf eine beschleunigte Eliminierung der bis im Jahr 2005 abzubauenden Importbeschränkungen. Die Haupttextilimportländer USA, EU und Kanada wollen aber die eigene Textilindustrie weiterhin schützen und waren nicht bereit, den Entwicklungsländern entgegenzukommen und den Abbau der Zölle und Kontingente im Textilbereich voranzutreiben.
25Im Schlussdokument wird nur bekräftigt, dass das Textil- und Bekleidungsabkommen komplett und pünktlich umgesetzt werden soll.
26Andere Anliegen, die mit der Implementierung zusammenhängen, sollen teilweise bei den anderen Traktanden der neuen Runde behandelt werden. Konkrete Zugeständnisse an die Entwicklungsländer wurden kaum gemacht.
- 7 TRIPS : Trade-related Aspects of Intellectual Property Rights.
27Nachdem sich hauptsächlich die USA, Japan, Kanada und die Schweiz gegen eine substanzielle Änderung des Patentschutzes für Medikamente einsetzten, konnte schlussendlich doch noch ein Kompromiss erzielt werden, der den Entwicklungsländern teilweise entgegenkommt, gleichzeitig aber das TRIPS7-Abkommen nicht abschwächt (siehe Kapitel 2.4).
28Das älteste multilaterale Abkommen (GATT), das den Handel mit Nichtagrargütern regelt, soll erweitert werden. Zölle sollen reduziert oder eliminiert werden. Kein Produkt wird a priori von den Verhandlungen ausgeschlossen. Es soll vor allem auf die Bedürfnisse der Entwicklungsländer und der ärmsten Länder eingegangen werden. So sind zum Beispiel beim Prinzip der Reziprozität Ausnahmen für die Entwicklungsländer vorgesehen.
29Das Mandat zu Verhandlungen über eine weitere Liberalisierung in der Landwirtschaft stammte noch aus der Uruguay-Runde und wird jetzt in die neue Handelsrunde integriert. Die Verhandlungen hatten bereits im Jahr 2000 begonnen und traten im März 2001 in die zweite Phase ein.
-
JSDW 2001, S. 193-198 ; JSDW 2002, „Dossier”, Die Schweiz in der neuen WTO-Agrarverhandlung, von Christian Häberli.
30Der notorische Konflikt zwischen der EU und der Cairns-Gruppe wurde in Doha weitergeführt. Die Agrarexportländer forderten eine rasche Abschaffung aller Arten von staatlichen Exportsubventionen ; ihr Wunsch wurde wie folgt im Abschlusstext festgeschrieben : „reductions of, with a view to phasing out, all forms of export subsidies”. Die sich gegen diesen Satz wehrende EU konnte ihrerseits einen Vorspann mit den Worten „without prejudging the outcome of the negotiations” durchsetzen. Beide Konfliktparteien konnten somit ihr Gesicht waren, eine Einigung liegt aber in weiter Ferne. Die von 38 Ländern, unter ihnen die Schweiz, geforderte Anerkennung der Multifunktionalität der Landwirtschaft (Non-trade-concerns, NTC) konnte erreicht werden ; bezüglich der Instrumente zu deren Umsetzung bestehen aber weiterhin grosse Meinungsverschiedenheiten.
31Eine differenzierte Behandlung für die Entwicklungsländer in den Bereichen Ernährungssicherheit und ländliche Entwicklung wurde bestätigt. Die Einrichtung einer von Entwicklungsländern geforderten „Development Box” wurde verschoben.
32Die Verhandlungen über eine weitere Liberalisierung des Dienstleistungssektors hatten mit einem Mandat aus der Uruguay-Runde ebenfalls bereits im Jahr 2000 begonnen. Auch dieses Dossier ist in die neue Verhandlungsrunde integriert worden.
33Bereits im März 2001 einigten sich die Mitglieder auf die Grundzüge und Prozeduren der Dienstleistungsverhandlungen. Über die 100 eingebrachten Vorschläge soll im Rahmen des bereits bestehenden Allgemeinen Abkommens über den Dienstleistungsverkehr (General Agreement on Trade in Services, GATS) verhandelt werden. Kein Dienstleistungsbereich wurde a priori von den Verhandlungen ausgeschlossen. Über die Liberalisierungen und deren Umfang können die Länder jedoch individuell bestimmen. Die von den Regierungen beschlossenen Grundprinzipien des GATS lauten denn auch wie folgt : das Recht der Regierungen, die Versorgung mit Dienstleistungen zu reglementieren, um auf nationale Bedürfnisse eingehen zu können ; das Recht der Regierungen, den zu liberalisierenden Dienstleistungsbereich, die Bedingungen sowie die Tragweite der jeweiligen Liberalisierung selbst zu bestimmen ; das grundlegende Prinzip der speziellen und differenzierten Behandlung für die Entwicklungsländer und insbesondere für die ärmsten Länder. Dank der grossen Flexibilität des GATS ist die Fortsetzung der Verhandlungen wenig umstritten.
34Das Thema Investitionen wird zusammen mit den Punkten Wettbewerb, Handelserleichterungen und Transparenz im öffentlichen Beschaffungswesen als „Themen von Singapur” zusammengefasst. Es war die EU sowie die Schweiz, die in diesen Sektoren möglichst bald verhandeln wollten. Die Opposition war aber bei den Themen Investitionen und Wettbewerb sehr gross. Vor allem die Entwicklungsländer wehrten sich gegen eine ihnen neue Verpflichtungen abverlangende Liberalisierungsrunde. Die Verhandlungen über die Themen von Singapur sollen daher frühestens nach der nächsten Ministerkonferenz Ende 2003 beginnen.
35Die Schlussdeklaration enthält erstmalig ein Verhandlungsmandat zu Handel und Umwelt. Diese Verhandlungen beschränken sich aber auf das Verhältnis zwischen WTO-Recht und multilateralen Umweltverträgen. Zusätzlich soll die Arbeitsgruppe Handel und Umwelt den Einfluss von Umweltmassnahmen auf den Marktzugang und eventuelle Marktverzerrungen analysieren und an der nächsten Konferenz Empfehlungenen dazu abgeben.
36Die Entwicklungsländer wehrten sich gegen ein weiter gehendes Verhandlungsmandat in Umweltfragen, da sie befürchteten, die Industrieländer könnten damit neue Handelsbarrieren aufbauen.
- 8 Die WTO beteiligte sich an der IAO-Arbeitsgruppe über die soziale Dimension der Globalisierung.
37Über Arbeitsnormen wird bis jetzt ausschliesslich in der internationalen Arbeitsorganisation (IAO) verhandelt. Die Industrieländer wollen die Arbeitsnormen stärken und wünschten zumindest eine ausdrückliche Verbindung zwischen der Arbeit der IAO und derjenigen der WTO. Die grosse Mehrheit der Entwicklungsländer stemmt sich gegen Verhandlungen über Arbeitsnormen im Rahmen der WTO. Sie befürchten, mit einer Ausweitung der sozialen Rechte Wettbewerbsvorteile zu verlieren. Die Industrieländer konnten ihre Anliegen nicht durchsetzen. Ihr Druck bei der WTO wird aber möglicherweise Fortschritte in der IAO erlauben8.
38Weitere Verhandlungspunkte der neuen Runde sind das Thema Antidumping, der elektronische Handel, die Stellung der kleinen Volkswirtschaften, die Bevorzugung armer und ärmster Entwicklungsländer, Handel und Finanzströme, Handel und Schuldenprobleme und Handel und Technologietransfer. Die technische Kooperation und die Vermittlung von handelsspezifischem Fachwissen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung.
39Die offizielle Schweiz betrachtet die Konferenz von Doha als Erfolg. Sie hatte sich im Vorfeld für neue Verhandlungen stark gemacht und begrüsste daher die Lancierung einer neuen Freihandelsrunde. Euphorie sei aber fehl am Platz. Die Regierung, deren Positionen denen der EU sehr ähnlich sind, sieht im erzielten Kompromiss folgende Nachteile und Risiken : Der Verhandlungsbeginn über die Singapur-Themen sei in unsichere Ferne gerückt ; die unverbindlichen Versprechungen an die Entwicklungsländer könnten deren Erwartungen erhöhen und die Verhandlungen erschweren ; das Mandat für den von der Schweiz gewünschten Schutz der geografischen Herkunftsangaben und der Stellenwert der Multifunktionalität in der Landwirtschaft blieben ungenügend.
40Die Schweizer Delegation stand unter der Leitung von Pascal Couchepin, der ausserdem den Vorsitz der Arbeitsgruppe Implementierung innehatte. Der Bundesrat lancierte eine Initiative zur Umwandlung der Agentur für internationale Handelsinformation und -kooperation (AITIC) in eine internationale Organisation. Die von der Schweiz 1998 gegründete Agentur hilft den am meisten benachteiligten Ländern, eine aktivere Handelspolitik zu betreiben. Um der wachsenden Nachfrage nach Hilfe gerecht zu werden, soll mit der Umwandlung auch das Budget erhöht werden.
41Das von der Organisation erarbeitete Positionspapier zur WTO-Konferenz stellte folgende Hauptforderungen an die Schweizer Regierung : Verzicht auf eine neue Liberalisierungsrunde, solange die Konsequenzen der Uruguay-Runde nicht evaluiert seien ; statt einer neuen Liberalisierungsrunde sollen mit einer Entwicklungsrunde die Bedürfnisse und Interessen der südlichen Länder berücksichtigt werden ; Umwelt und soziale Anliegen sollen höher gewichtet werden als Freihandelsargumente ; die WTO müsse transparenter und demokratischer werden.
42Die Schweizer NRO ist über die Ergebnisse von Doha schwer enttäuscht. Als Schritt in die richtige Richtung wertet sie einzig die Klärung einiger problematischer Punkte des TRIPS-Abkommens.
43Im Sommer 2001 lancierte die Erklärung von Bern, unterstützt von anderen Organisationen, eine Kampagne mit dem Titel „Kein weltweiter Ausverkauf des Service Public”. Diese Aktion ist eine Reaktion auf die Bestrebungen der Schweizer Regierung und der WTO, die öffentlichen Dienstleistungsbetriebe im Rahmen des GATS zu liberalisieren. Es wird insbesondere befürchtet, dass durch eine weltweite Liberalisierung des Dienstleistungssektors öffentliche Güter wie die Wasserversorgung oder die Bildungs-, Energie- und Gesundheitsbereiche privatisiert werden. Damit bestünde die Gefahr, dass die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet sei. Die dann privatisierten Dienstleistungen wären für ärmere Bevölkerungsschichten nicht mehr erschwinglich. Die Kampagne, mit der die Bevölkerung sensibilisiert und Druck auf den Bundesrat gemacht werden soll, verlangt ein Moratorium der Verhandlungen über Dienstleistungen. Öffentliche Dienstleistungen sollen nicht den WTO-Regeln unterstellt werden dürfen.
- 9 Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas, Caritas.
44Die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke9 hatte im Vorfeld der Konferenz, ähnlich wie die Erklärung von Bern, einen Forderungskatalog erarbeitet. Dementsprechend kritisierte sie den in Doha erzielten Kompromiss. Die Industrieländer hätten den Entwicklungsländern zwar viele Versprechungen, jedoch kaum konkrete Konzessionen gemacht. Die Entwicklungsländer hätten sich zwar Gehör verschaffen, ihre Ziele aber nicht durchsetzen können. Zu den nicht verwirklichten Anliegen zählten namentlich das Verbot der Patente auf Leben, der Schutz von traditionellem Wissen, ein Entgegenkommen der Industrieländer in der Textilfrage oder die Einrichtung einer „Development-Box”. Die Industrieländer müssten jetzt zeigen, dass sie es mit ihren Versprechen ernst meinen. Die letzten Jahre hätten leider gezeigt, dass gute Absichten nicht genügen, konkrete Lösungen für die Probleme der ärmsten Länder zu erarbeiten. Die Hilfswerke kritisierten ausserdem das Demokratiedefizit und das ungleiche Kräfteverhältnis in der WTO.
45Aus Sicht der economiesuisse ist das Gesamtergebnis der Konferenz positiv ausgefallen. Die Wirtschaftslobby ist zufrieden, dass das TRIPS-Abkommen nicht abgeschwächt wurde, economiesuisse ist aber enttäuscht über die zeitliche Rückstellung der Singapur-Themen und kritisiert das Mandat im Umweltbereich. Umweltfragen und Sozialstandards hätten nichts mit der WTO zu tun. Als problematisch beurteilen die Wirtschaftsvertreter ausserdem die Sonderbehandlung der Entwicklungsländer und die Möglichkeit unterschiedlicher Verpflichtungen der Mitgliedsländer im Rahmen des GATS.
46Die Auswirkungen des Abkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte an geistigem Eigentum (TRIPS-Abkommen) auf die Arzneimittelpolitik bzw. den Zugang zu Medikamenten in den Entwicklungsländern wurden bereits in den Verhandlungen der Uruguay-Runde angesprochen. Es existieren kaum neue, im Süden entwickelte Medikamente. Bei den meisten von Entwicklungsländern produzierten Medikamenten handelt es sich entweder um Kopien von im Norden patentierten Verfahren und Produkten oder um Medikamente, deren Patentschutzdauer abgelaufen ist (Generika). Die WHO untersuchte die Konsequenzen des TRIPS-Abkommens auf die Produktion im Süden und auf den Medikamentenzugang. Dabei ist zwischen Ländern, die Medikamente herstellen (und Verfahren oder Produkte nicht mehr problemlos kopieren dürften) und solchen, die Medikamente importieren (und gegebenenfalls einen Anstieg der Importpreise hinnehmen müssen) zu unterscheiden. Die Auswirkungen auf den Technologietransfer lassen sich schwer abschätzen. Das Monopol eines Patentinhabers kann einerseits den Technologietransfer bremsen, andererseits fordern Unternehmen (so die Länder des Nordens) die Garantie, dass ihre Technologie nicht ungestraft kopiert wird, weil sonst für sie kein Anreiz besteht, in die Medikamentenherstellung in Entwicklungsländern zu investieren.
47Die Auseinandersetzung über die Patente und den Zugang zu Arzneimitteln hat 2001 insbesondere mit dem Beginn und der Unterbrechung des Aufsehen erregenden Prozesses einiger transnationaler Konzerne gegen Südafrika noch an Aktualität gewonnen. Der viel beachtete Medienauftritt von 39 Firmen, die sich gegen die Gesetzgebung eines Staates aussprachen, welche zwecks Bewilligung der Produktion bzw. Paralleleinfuhr von AIDS-Hemmern verabschiedet wurde, erhitzte im März und April 2001 die Gemüter. Der Imageverlust der Unternehmen, die auf die strikte Durchsetzung der Patente und auf Gewinnmargen pochten und diese dem Recht der Armen auf Gesundheitsversorgung entgegenhielten, war letztlich bestimmt mit ein Faktor, der zur Verfahrenseinstellung führte. Beim Zugang zu Medikamenten handelt es sich um eine komplexe Frage. Einerseits ist das legitime Recht der Unternehmen zu berücksichtigen, kostenintensive Forschung durch Erfindungspatente zu schützen, weil sonst der Ansporn zur Entwicklung neuer Medikamente wegfällt. Andererseits lassen sich die Ziele der internationalen Staatengemeinschaft in der Armutsbekämpfung und der Verbesserung der Gesundheit weltweit nur erreichen, wenn auch die ärmsten Menschen Zugang zu den Gesundheitssystemen und zu Medikamenten erhalten. Die transnationalen Unternehmen entwickeln und forschen aber vorzugsweise für Medikamente, die zur Behandlung von Krankheiten der kaufkräftigen Patienten dienen.
- 10 Für den Inhalt des TRIPS-Abkommens siehe Website der WTO www.wto.org, insbesondere die Dossiers zu (...)
48Zunächst soll ein Überblick über die Grundzüge des Abkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte an geistigem Eigentum und über die spezifischen Auswirkungen des Abkommens auf den Arzneimittelbereich vermittelt werden10.
-
JSDW 1998, Dossier über geistiges Eigentum, bes. die Artikel von Pradeep S. Mehta (S. 97-106), Nadine Keim Comte (S. 65-73), Brian A. Yorke und Philip W. Grubb (S. 107-117) und Pascale Brudon (S. 87-96).
49Artikel 7 des TRIPS-Abkommens hält fest, dass der Schutz der Rechte an geistigem Eigentum zur Förderung der technologischen Innovation sowie zum Transfer und zur Verbreitung von Technologie auf eine dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wohl zuträgliche Weise und zu einem Gleichgewicht der Rechte und Pflichten beitragen soll. Ziel ist demnach nicht allein die höchstmögliche Schutzebene, sondern das Gleichgewicht zwischen Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Präparate und besserem Zugang zu den existierenden Medikamenten.
50Die Staaten müssen für Erfindungen – Produkte (z.B. ein Medikament) oder Verfahren (z.B. eine Produktionsmethode für chemische Bestandteile, die in die Medikamentenherstellung einfliessen) – eine Mindestschutzdauer von 20 Jahren (ab dem Hinterlegungstag der Patentanmeldung) gewährleisten. Eine Erfindung ist patentfähig, wenn sie neu ist, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruht (sie darf nicht naheliegend sein) und gewerblich anwendbar ist (sie muss nützlich sein)11. Der Patentanmelder muss die Einzelheiten der Erfindung und des Verfahrens veröffentlichen, damit sie von anderen Personen in der Forschung genutzt werden können (Offenbarung).
- 12 Folgende Staaten notifizierten der WTO, dass sie nicht über Gesetze zum Patentschutz im pharmazeu (...)
51Für Länder, die noch keinen mit dem TRIPS-Abkommen vereinbarten Schutz der geistigen Eigentumsrechte gewähren, werden Fristen zur Änderung der nationalen Gesetzgebung vorgesehen. Entwicklungsländer ohne Patentschutz für pharmazeutische Produkte erhalten eine Frist bis zum 1. Januar 2005, um geeignete Gesetze zu erlassen ; für die am wenigsten entwickelten Länder gilt der 1. Januar 2016 (diese Frist wurde anlässlich der Konferenz von Doha von 2006 auf 2016 verlängert). Allerdings wurden die Länder verpflichtet, Möglichkeiten zur Anmeldung von Patenten für Erfindungen pharmazeutischer Produkte anzubieten (sog. Briefkastensystem). Nur 13 WTO-Mitglieder notifizierten ein „Briefkastensystem”12 und signalisierten damit, dass sie für pharmazeutische Produkte noch keine Patente erteilten. Einige unter ihnen (Argentinien, Brasilien und die Türkei) haben mittlerweile entsprechende Gesetze verabschiedet. Das „Indian Patent Act” von 1970 sah beispielsweise Patente für Verfahren (Schutzdauer 5 bis 7 Jahre), nicht aber für Produkte vor. Diese Vorkehrung versetzte die nationale Industrie Indiens in die Lage, alternative Verfahren zur Entwicklung bestimmter Medikamente zu finden (und das Präparat deutlich billiger als das Markenprodukt zu verkaufen).
52Staaten können die Patente verweigern für :
-
Erfindungen, wenn die Verhinderung ihrer gewerblichen Verwertung in ihrem Hoheitsgebiet zum Schutz der öffentlichen Ordnung oder der guten Sitten oder zur Vermeidung einer schweren Schädigung der Umwelt notwendig ist (Artikel 27.2 der TRIPS-Abkommen, siehe Rahmentext nächste Seite) ;
-
diagnostische, therapeutische und chirurgische Verfahren für die Behandlung von Menschen und Tieren (Artikel 27.3a) ;
-
- 13 Das sui generis-System verweist auf eine spezielle Regelung zum Schutz des geistigen Eigentums, d (...)
- 14 Die eigentliche Diskussion zur Patentfähigkeit von Leben drehte sich um diesen Artikel. Siehe Jah (...)
Pflanzensorten und Tierarten mit Ausnahme von Mikroorganismen sowie im wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen oder Tieren. Die Mitglieder sehen jedoch den Schutz von Pflanzensorten entweder durch Patente oder durch ein wirksames System eigener Art13 vor (Artikel 27.3.b)14.
- 15 Die Benutzung eines patentierten Verfahrens kann z.B. einer Firma, die Generika produziert, gesta (...)
- 16 Carlos Correa, Intégration des considérations de santé publique dans la législation en matière de (...)
53Rechte aus Patenten können ausserdem zu Forschungszwecken (Benutzung einer patentierten Erfindung zur Förderung der Wissenschaft)15 eingeschränkt werden. Daneben können die Mitglieder die Nutzung einer Erfindung ohne Erlaubnis des Rechtsinhabers, einschliesslich der Nutzung durch Dritte (Zwangslizenzen) oder durch von der Regierung ermächtigte Dritte zu nichtgewerblichen Zwecken, gestatten. Ohne Erlaubnis des Patentinhabers dürfen Erfindungen ausserdem auch genutzt werden, um die Zulassung eines Generikums zum Zeitpunkt des Auslaufens des Patents zu erzielen, damit das Generikum gleich bei Auslaufen des Patents vermarktet werden kann (vorgreifende Verwertung oder so genannte „Bolar”-Ausnahme)16.
- 17 Eine Zwangslizenz-Erteilung liegt vor, wenn die Regierung einem Dritten gestattet, ohne Erlaubnis (...)
54Artikel 31 ermächtigt die Staaten, einem Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Erlaubnis zur Herstellung von noch patentgeschützten Medikamenten zu erteilen (siehe Rahmentext). Auf diesen Artikel beriefen sich mehrere Entwicklungsländer, um die Produktion von Medikamenten für die AIDS-Behandlung zu legitimieren, da die gravierende Epidemie ihres Erachtens einen Fall des „nationalen Notstands” darstellt. Die Staaten können die Voraussetzungen für die Erteilung von Zwangslizenzen17 lockern, wenn in einem Gerichtsverfahren festgestellte wettbewerbswidrige Praktiken vorliegen (wenn der Patentinhaber den Technologietransfer behindert oder gemäss Artikel 40 den Handel unangemessen einschränkt, sowie zur Bekämpfung überteuerter Preise).
- 18 Freiwillige Lizenz : Erlaubnis des Patentinhaber an einen Dritten (Lizenznehmer) zur Benutzung ei (...)
55Artikel 31 hält auch die Grenzen des Rückgriffs auf Zwangslizenzen fest : Vorher müssen Bemühungen unternommen werden, um eine freiwillige Lizenz18 zu erhalten ; ausserdem ist die Medikamentenproduktion ohne Erlaubnis des Patentinhabers zur Versorgung des Binnenmarks zwar anscheinend zulässig, die Produktion zur Ausfuhr in ein Drittland aber umstritten (Artikel 31 f). Gemäss Artikel 31. b) kann im Fall des nationalen Notstands oder sonstiger Umstände von äusserster Dringlichkeit von den Bemühungen um eine freiwillige Lizenz abgesehen werden. Gleiches gilt für die nichtgewerbliche Nutzung im öffentlichen Interesse.
Auszüge aus dem TRIPS-Abkommen
Artikel 8 – Grundsätze
– Die Mitglieder können bei der Ausarbeitung oder Änderung ihrer Gesetze und sonstigen Vorschriften die Massnahmen treffen, die zum Schutz der Volksgesundheit und -ernährung sowie zur Förderung des öffentlichen Interesses in den für ihre sozioökonomische und technologische Entwicklung entscheidend wichtigen Sektoren notwendig sind, sofern diese Massnahmen mit dem Abkommen vereinbar sind.
– Geeignete Massnahmen (…) können nötig sein, um den Missbrauch von Rechten an geistigem Eigentum durch den Rechtsinhaber oder den Rückgriff auf Praktiken, die den Handel unangemessen beschränken oder den internationalen Technologietransfer nachteilig beeinflussen, zu verhindern.
Artikel 27 – Patentfähiger Gegenstand
– Patente werden für Erfindungen, ob es sich um Erzeugnisse oder Verfahren handelt, auf allen Gebieten der Technik erteilt, sofern sie neu sind, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und gewerblich anwendbar sind (…)
– Die Mitglieder können Erfindungen von der Patentfähigkeit ausschliessen, wenn die Verhinderung ihrer gewerblichen Verwertung in ihrem Hoheitsgebiet zum Schutz der öffentlichen Ordnung oder der guten Sitten einschliesslich des Schutzes des Lebens oder der Gesundheit von Menschen, Tieren oder Pflanzen oder zur Vermeidung einer schweren Schädigung der Umwelt notwendig ist (…)
– Die Mitglieder können von der Patentfähigkeit auch ausschliessen : a) diagnostische, therapeutische und chirurgische Verfahren für die Behandlung von Menschen oder Tieren ; b) Pflanzensorten und Tierarten mit Ausnahme von Mikroorganismen sowie im wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen oder Tieren mit Ausnahme von nichtbiologischen und mikrobiologischen Verfahren. Die Mitglieder sehen jedoch den Schutz von Pflanzensorten entweder durch Patente oder durch ein wirksames System eigener Art oder durch eine Verbindung beider vor (…)
Artikel 31 – Sonstige Benutzung ohne Erlaubnis des Rechtsinhabers (Zwangslizenzen)
(…). so sind die folgenden Bestimmungen zu beachten :
b) eine solche Benutzung darf nur erlaubt werden, wenn derjenige, der die Benutzung beabsichtigt, sich vor der Benutzung darum bemüht hat, die Erlaubnis des Rechtsinhabers (…) zu erhalten, und wenn diese Bemühungen innerhalb einer angemessenen Frist ohne Erfolg geblieben sind. Ein Mitglied kann im Fall des nationalen Notstands oder sonstiger Umstände von äusserster Dringlichkeit oder in Fällen der nichtgewerblichen Benutzung im öffentlichen Interesse auf dieses Erfordernis verzichten. (…)
f) eine solche Benutzung ist vorwiegend für die Versorgung des Binnenmarkts des Mitglieds, das sie zulässt, zu erlauben : (…)
h) dem Rechtsinhaber ist eine nach den Umständen des Einzelfalls angemessene Vergütung zu zahlen, wobei der wirtschaftliche Wert der Erlaubnis zu berücksichtigen ist.
Quelle :TRIPS-Abkommen, www.wto.org.
- 19 Parallelimporte : Vom Patentinhaber nicht bewilligte Importe eines patentgeschützten Produkts, da (...)
56Parallelimporte19 beziehen sich nicht auf Importe von Fälschungswaren (diese sind illegal), sondern auf Produkte, die vom Patentinhaber in einem Land hergestellt und vermarktet, aber ohne seine Erlaubnis in ein anderes Land importiert werden. Von grauem Markt ist die Rede, wenn das Medikament im zweiten Land billiger verkauft wird als das gleiche, vom Unternehmen auf den Markt gebrachte Präparat. Artikel 31 f) schreibt vor, dass Zwangslizenzen vorwiegend für die Versorgung des Binnenmarktes einzusetzen sind (siehe obigen Rahmentext). Für alle Produkte gilt der juristische Grundsatz der „Erschöpfung der Rechte” : Wenn ein Unternehmen ein Produkt in einem bestimmten Land verkauft, bestehen keinerlei Ansprüche mehr. Zumal das Unternehmen bereits beim ersten Verkauf „entschädigt” worden ist, steht ihm kein Recht zu, die Nutzung bzw. den Weiterverkauf des Medikaments zu kontrollieren. Allerdings könnte der Grundsatz der Erschöpfung der Rechte die Unternehmen des Nordens davon abhalten, die Arzneimittelpreise länderspezifisch zu gestalten und dabei die Entwicklungsländer zu bevorzugen, weil dann die gleichen Medikamente, die im Süden billiger auf den Markt kommen, möglicherweise im Norden wieder auftauchen. Im pharmazeutischen Sektor wird die Gefahr von Parallelimporten sehr ernst genommen, da die Medikamentenpreise häufig je nach Land stark differenziert werden. Das TRIPS-Abkommen gestattet Parallelimporte zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. Artikel 6 des TRIPS-Abkommens überlässt den Staaten die Entscheidung, ob sie den Grundsatz der internationalen Erschöpfung der Rechte in der innerstaatlichen Gesetzgebung verankern wollen. Gleichzeitig hält Artikel 6 aber auch Folgendes fest : Selbst wenn ein Land Parallelimporte auf eine Weise erlaubt, die dem TRIPS-Abkommen zuwiderlaufen könnte, darf diese Frage nicht im Streitbeilegungsverfahren behandelt werden, ausser wenn die WTO-Grundprinzipien der Inländerbehandlung oder der Meistbegünstigung verletzt werden. Die Anwendung des Grundsatzes der internationalen Erschöpfung der Rechte auf Patente bleibt daher juristisch wie ökonomisch umstritten.
Chronologie der Ereignisse im Jahr 2001 zum Thema Medikamentenzugang und Patente
April. Prozess in Südafrika
Im Frühjahr 2001 begann der Prozess gegen die südafrikanische Regierung, die 1997 ein Gesetz verabschiedet hatte, das die Einfuhr von billigen Anti-AIDS-Medikamenten und die Lizenzerteilung für die Produktion billigerer Kopien von patentierten Medikamenten gestattete. 39 transnationale Unternehmen hatten den Prozess angestrengt, darunter drei Schweizer Firmen (Roche, Novartis und Janssen-Cilag). Nach einer Verfahrensaussetzung, Schlagzeilen in den Medien und NGO-Informationskampagnen wurde die Klage im April 2001 schliesslich zurückgezogen. Die Unternehmen einigten sich mit der Regierung auf den Verkauf billiger Medikamente in Südafrika. Im Gegenzug verpflichtete sich Südafrika auf den Schutz der geistigen Eigentumsrechte. Südafrika darf künftig bestimmte Parallelimporte fördern.
Konsequenzen der Verbreitung von AIDS in den Entwicklungsländern
Weltweit werden über 40 Millionen seropositive Menschen gezählt. 95% leben in den Entwicklungsländern, drei Viertel davon in Afrika südlich der Sahara. Die Krankheit bremst die wirtschaftliche und soziale Entwicklung bestimmter Länder erheblich und ist für die sinkende Lebenserwartung verantwortlich. Laut UNAIDS sind 36% der Erwachsenen in Botswana mit dem AIDS-Virus infiziert (20% in Südafrika).
Zwar sind heute zehn Medikamente gegen Retroviren auf dem Markt, aber die Behandlung kostet rund 10’000 Dollar jährlich. Diese Summe sprengt die Finanzkapazitäten der Entwicklungsländer. Gemäss WHO betragen die gesamten öffentlichen Gesundheitsausgaben pro Bewohner in der Schweiz 1833 Dollar, in Brasilien 208 Dollar und in Kuba 96 Dollar ; in Haiti werden nur 18 Dollar pro Bewohner aufgewendet und in Indien 11 Dollara. Ergo bleibt die Verteilung von AIDS-Medikamenten in den Entwicklungsländern selbst mit grösseren Preisnachlässen äusserst problematisch, da ausserdem auch eine ärztliche Behandlung – sprich ein effizientes Gesundheitssystem – erforderlich ist und noch weitere, weltweit verbreitete schwere Krankheiten hinzukommen (z.B. Malaria). Die Unterstützung von aussen ist unverzichtbar, denn selbst wenn bestimmte Medikamente drastisch verbilligt werden, bleiben sie für die Armen unerschwinglich. Laut Angaben der WHO werden 10 bis 12 Milliarden Dollar pro Jahr für den Kampf gegen AIDS, Malaria und Tuberkulose benötigt.
JSDW 2002, Abschnitt 4.2.
Derzeit laufen Diskussionen zwischen 5 pharmazeutischen Unternehmen (Boehringer Ingelheim ; Bristol-Myers Squibb, Glaxo Wellcome, Merck & Co Inc., Hoffmann-La Roche) und UNAIDS, der WHO, der Weltbank, UNICEF und UNFPA mit Blick auf eine Partnerschaft, um in den Entwicklungsländern endlich den Zugang zu HIV/AIDS-Medikamenten zu verbessern.
April. Gemeinsames WHO-WTO-Seminar über den Medikamentenzugang in den Entwicklungsländern
Das Seminar fand in Norwegen statt. Untersucht wurde insbesondere die Praktik der nach Land differenzierten Preise mit dem Ziel, den Zugang zu Medikamenten zu verbessern.
Mai. Novartis verkauft ein Malaria-Medikament zum Selbstkostenpreis
Novartis beliefert die WHO zum Selbstkostenpreis mit ihrem neuen Malaria-Medikament (Coartem), das in den besonders betroffenen Ländern verteilt werden soll. Ein Schweizer Tourist, der in ein Land reist, in dem Malaria vorkommt, zahlt für das Medikament 70 Franken, die WHO nur 4 Frankenb.
Juni. Generalversammlung der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS
Ruth Dreifuss kündigte die Verdoppelung des schweizerischen Beitrags an UNAIDS im Jahr 2001 an (neu 4 Millionen Franken) und stellte für 2002 eine erneute Verdoppelung des Beitrags an die multilateralen Organisationen, die sich im Kampf gegen AIDS engagieren, in Aussicht. Wie Ruth Dreifuss erklärte, bekunde die Schweiz mit dem zusätzlichen finanziellen Engagement den Willen zur Solidarität mit der gesamten internationalen Staatengemeinschaft und beweise, dass sie der Bekämpfung von HIV/AIDS höchste Priorität beimisst ; ausserdem sei die Schweiz überzeugt, dass ihr Engagement langfristig – d.h. während 20 bis 30 Jahren – verfolgt werden sollec. Die Bundesrätin forderte eine drastische Preissenkung von AIDS-Medikamenten. Anlässlich der Konferenz wurde auch die Schaffung eines globalen Fonds zur AIDS-Bekämpfung angekündigt. Der Weltfonds zum Kampf gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria wird im Januar 2002 mit Sitz in Genf gegründet. Finanziert wird er aus den Beiträgen der Staaten, der privaten Geldgeber, der NGO und des Privatsektors. Die zugesagten Beiträge beliefen sich im Januar 2001 auf rund 1,9 Milliarden Dollard.
* JSDW 2002, Abschnitt 4.2.
Juni. Diskussion zum Thema geistige Eigentumsrechte und Medikamentenzugang im TRIPS-Rat der WTO
Die Diskussion wurde auf Antrag der Gruppe der afrikanischen Länder auf die Tagesordnung gesetzt und bildete einen Anlass für die Entwicklungsländer, ihre Forderungen vorzutragen : Sie beanspruchen das Recht, Politiken für Zwangslizenzen und Parallelimporte zu verabschieden (diese Forderungen wurden in der Vorbereitung für die Konferenz von Doha und in der Abfassung der Erklärung über die öffentliche Gesundheit in Doha aufgegriffen). Die Schweiz erklärte, dass es ohne Patente keine neuen Medikamente und folglich keine Diskussion zur finanziellen Zugänglichkeit der Medikamente geben könne. Mehrere Industrieländer, an der Spitze die Vereinigten Staaten, unterstrichen die Schlüsselrolle der Patente und kommentierten, die TRIPS-Abkommen gewährten ausreichend Flexibilität für die Bedürfnisse der Entwicklungsländer, während diese Klarstellungen verlangten. Die Kernfrage – inwiefern darf ein Land ein Medikament unter Zwangslizenz herstellen und anschliessend in andere arme Länder exportieren ? – bleibt nach wie vor umstritten. Die Schweiz meldete zu diesem Punkt grosse Bedenken an. Sie befürchtet, dass billigere Medikamente im Norden wieder auftauchen könnten, was die Politik der nach Ländern differenzierten Preise untergräbt.
Juni. Die Vereinigten Staaten ziehen ihre Klage gegen Brasilien zurück
Die Vereinigten Staaten hatten vor dem Streitbeilegungsmechanismus gegen Brasilien wegen Verstosses gegen die TRIPS-Abkommen in Sachen Arzneimittelpatente geklagt. In Brasilien war unter anderem ein Programm zur Gratisabgabe von Tritherapie-Medikamenten an rund 130’000 infizierte Personen durchgeführt worden. Ausserdem wurde die lokale Produktion von Generika gefördert (die AIDS-Sterberate halbierte sich innerhalb von 4 Jahren). Das brasilianische Patentgesetz stellt ausländische Unternehmen unter Strafe, wenn sie ein Medikament drei Jahre nach der Patentanmeldung nicht vor Ort herstellen. Die USA wenden ein, das Gesetz stehe im Widerspruch zur WTO. Brasilien kontert mit dem Argument, dass die Vereinigten Staaten zum Schutz der nationalen Stahlherstellung ebenso vorgehen.
August. Brasilien
Ende August einigten sich Roche und die brasilianische Regierung auf eine Preissenkung von 40% für das AIDS-Medikament Viracept (Nelfinavir). Das brasilianische Gesundheitsministerium hatte angekündigt, Brasilien werde das Patent für dieses Medikament aufheben und das Präparat in Brasilien herstellen, wenn Roche nicht in eine deutliche Preissenkung einwillige. Schliesslich beschloss Roche, das Medikament ab 2002 in einem neuen Werk in Brasilien zu produzieren und es (mit Gewinn) um 40% billiger zu verkaufen.
Terroristische Anschläge auf die Vereinigten Staaten.
Die Diskussion wurde im Herbst 2001, dieses Mal in den Ländern des Nordens, wieder aufgegriffen. Die Vereinigten Staaten und Kanada setzten den Bayer-Konzern (Deutschland) unter Druck, um einen markanten Preisnachlass für Cipro (als gegen Milzbrand wirksames Antibiotikum bekannt) durchzusetzen.
Partnerschaften Privatsektor – internationale Organisationen
Auch der Privatsektor ergriff verschiedene Initiativen, um (häufig über die Vereinten Nationen oder die WHO) im Rahmen des Armutsbekämpfungsprogrammes Medikamente zur Verfügung zu stellen (beispielsweise die Initiativen und Fonds der Stiftungen Melinda and Bill Gates, Soras, Clark oder der Nippon Foundation).
a. Quelle : OMS, Rapport sur la sante dans le monde 2001.
b. Le Temps, 25.5.01.
c. Erklärung von Bundesrätin Ruth Dreifuss, 28. Juni 2001.
d. Siehe Website der AIDS-Konferenz www.unaids.org und Website des globalen Fonds www.globalfunddatm.org.
- 20 Siehe Aussenwirtschaftsbericht 2001 vom 9. Januar 2002.
57Die Schweizer Delegation vertrat die Auffassung, dass die Bestimmungen des TRIPS-Abkommens nicht umgangen werden dürften, da gerade der Schutz des geistigen Eigentums die Forschung und Entwicklung von neuen, wirksamen Medikamenten gegen diese Krankheiten ankurbele20. Die Schweizer Delegation zeigte sich aufgeschlossen für eine Erklärung zur öffentlichen Gesundheit, die das dramatische AIDS-Problem in Afrika ansprechen sollte, ohne jedoch den Standpunkt grosser Entwicklungsländer zu teilen, die ihren Generika-Industrien zum Aufschwung verhelfen wollten (Indien und Brasilien).
- 21 Schweizer Koordination gerechter Welthandel, Mediendossier vom 29. Oktober 2001, S. 10. Die Schweiz (...)
58Die Erklärung von Bern, Ärzte ohne Grenzen und die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke warfen dem Bundesrat verschiedentlich vor, eine Position zu beziehen, die in zu scharfem Gegensatz zu den Vorschlägen der Entwicklungsländer stehe : Diese fordern, dass nichts im TRIPS-Abkommen die Mitgliedländer davon abhalten soll, Massnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Die schweizerische Delegation in Doha wurde kritisiert, weil sie sich zu weit an die unnachgiebigsten Positionen der Industrieländer annäherte und die Interessen der schweizerischen Pharmaindustrie zu stark auf Kosten der Entwicklungs- und Gesundheitsinteressen verteidigte. Die schweizerische Delegation schloss sich häufig den harten Positionen der Vereinigten Staaten, Japans und Kanadas (und einiger Mitglieder der EU wie Deutschland und Grossbritannien) an, die sich für das geistige Eigentum stark machten. Die Schweizer Koordination gerechter Welthandel äusserte sich wie folgt : „Bedauerlicherweise stellt sich die Schweiz an vorderster Front quer zu einer klärenden Formulierung des TRIPS-Abkommens und gibt zu, dass es darum gehe, die Interessen der Schweizer Pharmaindustrie zu verteidigen”21. Das Argument, das die Schweiz besonders unterstrich – Patente spielen für die Vergütung der Forschung und Entwicklung neuer Medikamente eine Schlüsselrolle – ist in den Augen der NGO für Krankheiten, welche arme Länder betreffen, nicht stichhaltig, zumal die Unternehmen ohnehin nur mit Blick auf kaufkräftige Märkte investieren, für Werbung und Marketing mehr ausgeben als für die Forschung und in jedem Fall satte Gewinne erzielen.
59Die NGO verweisen auf Widersprüche in der Politik des Bundes : Die DEZA (Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten) mit ihrer Tätigkeit zur Unterstützung des Gesundheitssektors und das Bundesamt für Gesundheit (Eidgenössisches Departement des Inneren) mit den in der WHO vertretenen Positionen verfolgen die erklärten Ziele der Entwicklungszusammenarbeit, während das seco (Volkswirtschaftsdepartement) und das Eidgenössische Institut für geistiges Eigentum wirtschaftspolitische Interessen vorantreiben.
- 22 Gemeinsame Stellungnahme der Erklärung von Bern, Misereor und ActionAid, mit unterzeichnet von fast (...)
60Im Rahmen der Vorbereitung der Doha-Konferenz und in Diskussionen zum TRIPS-Abkommen und zur öffentlichen Gesundheit forderten die Entwicklungsländer von der WTO, ihnen explizit das Recht zuzuerkennen, in Gesetzeserlassen Zwangslizenzen für die lokale Herstellung und Parallelimporte zu bewilligen. Ausserdem verlangten sie ein Moratorium für sämtliche Streitbeilegungsverfahren, die den Zugang zu Medikamenten verhindern oder einschränken sollen, sowie eine Verlängerung der Übergangsfristen zur Anpassung an das TRIPS-Abkommen. Die Entwicklungsländer legten grossen Wert auf eine ausdrückliche Präzisierung der WTO, dass das TRIPS-Abkommen in keinem Fall die Mitgliedsländer davon abhalten dürfe, Massnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen ; die direkt betroffenen Länder müssen diese Massnahmen im Fall des nationalen Notstands ohne Druck von aussen bestimmen können. Mehrere NGO und NGO-Koalitionen unterstützten diese Forderungen der Entwicklungsländer22.
61Die Erklärung über das TRIPS-Abkommen und die öffentliche Gesundheit wurde am 14. November 2001 im Rahmen der Konferenz von Doha verabschiedet. Darin kommen die Länder überein, dass das Abkommen über die TRIPS die Mitgliedsstaaten nicht daran hindert bzw. hindern dürfe, Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu ergreifen ; sie wiederholen zwar ihre Zustimmung zum TRIPS-Abkommen, bekräftigen aber, dass dieses in einer Weise ausgelegt werden kann und soll, welche das Recht der WTO-Mitglieder auf Schutz der öffentlichen Gesundheit und insbesondere auf Förderung des Zugangs zu allen Medikamenten unterstützt (Artikel 4 der Erklärung von Doha). Jedes Mitgliedsland hat das Recht, Zwangslizenzen zu erteilen, und kann die Gründe für die Erteilung solcher Lizenzen frei festlegen. Jedes Mitgliedsland hat das Recht, zu bestimmen, wann ein Fall des nationalen Notstands oder andere Fälle von äusserster Dringlichkeit vorliegen ; Krisen in der öffentlichen Gesundheit – auch im Zusammenhang mit HIV/AIDS, Tuberkulose, Malaria und weiteren Epidemien – gelten als Fall des nationalen Notstands (Artikel 5 der Erklärung). Ausserdem verständigen sich die Mitgliedsstaaten darauf, dass die am wenigsten entwickelten Länder das TRIPS-Abkommen in Bezug auf die pharmazeutischen Produkte erst ab 1. Januar 2016 umsetzen müssen. Damit wird die Übergangsfrist um zehn Jahre verlängert. Die LDC können sogar eine zusätzliche Verlängerung beantragen (Artikel 7 der Erklärung).
62Die Erklärung bestätigt demnach das Recht der Entwicklungsländer auf Erteilung von Zwangslizenzen im Fall des nationalen Notstands. Dagegen äussert sie sich nicht zur zentralen Frage der Parallelimporte für Länder, denen industrielle Kapazitäten zur Medikamentenherstellung unter Zwangslizenz fehlen. Der TRIPS-Rat wird ersucht, eine Lösung zu finden und dem Allgemeinen Rat bis Ende 2002 Bericht zu erstatten.
- 23 Der Text der Erklärung von Doha ist einsehbar auf der Website www.wto.org.
63Allgemein stiess die Erklärung von Doha zu den TRIPS und zur öffentlichen Gesundheit23 auf positive Resonanz. Im Text wird das Recht der Länder des Südens anerkannt, billigere Kopien der Medikamente der multinationalen Konzerne herzustellen. Bestimmte Forderungen der Entwicklungsländer, die in diesem Punkt einen gemeinsamen Standpunkt vertraten, werden im Text weit gehend übernommen :
-
flexible Auslegung des TRIPS-Abkommens, um die Politiken des Medikamentenzugangs nicht zu beeinträchtigen und Länder nicht davon abzuhalten, Massnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit zu ergreifen ;
-
ausdrückliche Anerkennung der gravierenden gesundheitspolitischen Probleme der armen Länder (nicht nur in Bezug auf AIDS, sondern auch auf Epidemien wie Tuberkulose, Malaria oder Cholera). Einige Industrieländer – darunter die Schweiz – möchten den Geltungsbereich der Erklärung auf die Pandemien (also nicht Epidemien) einengen oder gar die Möglichkeiten zur Zwangslizenzerteilung auf die AIDS-Therapie beschränken ;
-
Freiheit der betroffenen Länder, die Grundlagen für die Erteilung von Zwangslizenzen selbst zu regeln.
64Für die NGO bleibt die tatsächliche Umsetzung des Textes zu überwachen. Ungelöst bleibt auch die Frage der Arzneimittelimporte in Länder ohne Industriekapazitäten für die Eigenherstellung. Einige NGO halten die Formulierung des Texts für vage und mehrdeutig. Deswegen können die Industriekreise und der Medikamentensektor mit der Erklärung auch relativ gut leben. Economiesuisse z.B. begrüsst es, dass die Diskussionen über den Zugang zu Medikamenten keine Schwächung des TRIPS-Abkommens herbeigeführt haben, und betont, die pharmazeutische Industrie könne die Erklärung von Doha problemlos annehmen. Zahlreiche Industrieländer äussern Zufriedenheit über den Erklärungstext, da für sie vor allem zählte, dass die Grundtexte des TRIPS-Abkommens nicht angetastet würden. Einige Entwicklungsländern fordern eine Änderung des TRIPS-Abkommenstexts betreffend die Medikamente und verlangen, die Frage der Patentfähigkeit von Lebewesen neu aufzurollen.
65Die dritte Konferenz der Vereinten Nationen über die am wenigsten entwickelten Länder tagte vom 14. bis zum 20. Mai 2001 in Brüssel. Vertreter von 193 Staaten nahmen daran teil. Die Konferenz endete mit der Annahme einer politischen Erklärung und eines Aktionsprogramms zugunsten der LDC für die Dekade 2001-2010.
66Trotz der Erklärungen und Engagements der internationalen Staatengemeinschaft zu Gunsten der LDC (im Rahmen der ersten beiden Aktionspläne) und trotz der Zielsetzungen in der Armutsbekämpfung (Gipfel für soziale Entwicklung) ist die staatliche Entwicklungshilfe an LDC tendenziell rückläufig. Die Beteiligung der LDC an der Weltwirtschaft ist nach wie vor verschwindend gering. Über 610 Millionen Menschen – etwas mehr als ein Zehntel der Weltbevölkerung – leben in LDC. Die Lebenserwartung in den LDC beträgt 51 Jahre, gegenüber 78 Jahren in den Industrieländern. Nur 8 LDC dürften bis 2015 die von den Vereinten Nationen gesteckten Ziele im Bereich Grundausbildung erreichen ; und lediglich 4 LDC wird es gelingen, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu verringern.
Am wenigsten entwickelte Länder
Der Begriff „am wenigsten entwickelte Länder” (Least Developed Countries, LDC) wurde 1971 von den Vereinten Nationen geprägt und umfasst jene Länder, auf die folgende Kriterien zutreffen :
– Bruttoinlandsprodukt pro Bewohner unter 900 Dollar ;
– Defizite bei den menschlichen Ressourcen, gemessen an einem zusammengesetzten Index auf der Basis mehrerer Indikatoren (Lebenserwartung bei der Geburt, Kalorienzufuhr pro Bewohner, Schulbesuchsquote in der Primar- und Sekundarstufe, Erwachsenen-Alphabetisierungsrate) ;
– mangelnde wirtschaftliche Diversifizierung (gemessen an einem zusammengesetzten Index, der den Anteil der Fertigungsindustrie am BIP enthält, und an einem Konzentrationsindex für die Warenexporte).
Die Kriterien für die Erstellung der LDC-Liste werden derzeit überarbeitet. Der Indikator wirtschaftliche Diversifizierung soll durch den Indikator wirtschaftliche Anfälligkeit ersetzt werden, welcher die wesentlichen externen Schocks, denen zahlreiche arme Länder ausgesetzt sind, mit berücksichtigt.
Die Liste der LDC umfasst 49 Länder (25 Staaten im Jahr 1971,41 im Jahr 1990). 34 davon befinden sich in Afrika südlich der Sahara. Der Senegal wurde 2001 neu auf die Liste der LDC gesetzt.
JSDW 2002, die vollständige Liste der LDC befindet sich am Ende des Jahrbuchs.
Quelle : UNCTAD, Les pays les moins avancés. Rapport 2000.
- 24 DAC, Coopération pour le developpement, Rapport 2000, Tabellen 31 und 34.
67Die öffentliche Entwicklungshilfe an LDC ist von 11,25 Milliarden Dollar in den Jahren 1988-89 auf 10,65 Milliarden Dollar im Jahr 1999 geschrumpft. Im ersten Aktionsprogramm wurden die Geberländer aufgefordert, die Hilfe für LDC auf 0,15% ihres BSP anzuheben. Die öffentliche Entwicklungshilfe an LDC belief sich im Jahr 1999 bei den Geberländern, die Mitglieder des DAC sind, auf 0,05% des BSP, 1990 betrug sie noch 0,09%. Folgende Länder leisten die grössten Beiträge an LDC (in % ihres BSP) : Dänemark (die Hilfe an LDC entspricht 0,32% des BSP), Norwegen (0,30%), Schweden (0,17%), die Niederlande (0,16%), Irland (0,12%), Portugal (0,11%) und die Schweiz (0,10%). In realen Zahlen pro Bewohner ausgedrückt ist die öffentliche Entwicklungshilfe an LDC seit 1990 um netto 45% zurückgegangen (23% der gesamten Hilfe 1998-99 gegenüber 29% 1988-89)24. 41% der öffentlichen Entwicklungshilfe der Schweiz wurde 1998-99 den LDC gewidmet (1988-89 waren es über 50%). Der erste Aktionsplan zugunsten der LDC sah für die 80er Jahre als Ziel vor, 0,15% des BSP zu erreichen ; das zweite, 1990 in Paris verabschiedete Aktionsprogramm appellierte an die Länder, welche die Vorgabe von 0,15% des BSP erreicht hatten, eine Quote von mindestens 0,20% anzustreben.
- 25 Quelle : UNCTAD, Les pays les moins avances, Rapport 2000.
68Die privaten Kapitalflüsse in die LDC haben im Zeitraum 1988 bis 1998 zugenommen (der Anstieg der langfristigen Privatkapitalflüsse ist überwiegend auf direkte Investitionen zurückzuführen). In den Jahren 1990-1994 entfielen 75% der Investitionen in LDC auf 4 Länder (Angola, Myanmar, Jemen und Sambia). Es handelte sich vor allem um Investitionen in den Erdölsektor der drei ersten Länder25. Allerdings konnte die rückläufige öffentliche Entwicklungshilfe durch die steigenden Investitionen (ausser in drei Ländern) nicht wettgemacht werden. Die Aussenverschuldung der LDC beträgt 150 Milliarden Dollar (121 Milliarden Dollar im Jahr 1990). Der von den LDC geleistete Schuldendienst belief sich 1998 auf 4,4 Milliarden Dollar. Lediglich 2,2% der schweizerischen Auslandsdirektinvestitionen flössen in die 49 LDC (0,29% im Jahr 1998). Für das Jahr 2000 liegen die Zahlen sogar im Minus, d.h. es handelt sich um eine Desinvestition (Zahlen : Schweizerische Nationalbank).
- 26 Quelle : WTO, Statistiques du commerce international 2001, Genf, WTO, Oktober 2001.
- 27 Quelle : Eidgenössische Zollverwaltung, Schweizerische Aussenhandelsstatistik.
69Die wertmässigen Warenexporte der LDC machen nur ungefähr 0,55% des internationalen Handels aus26. Im Jahr 2000 stammten 0,12% der schweizerischen Importe aus LCD (das entspricht 169 Millionen Franken) und 0,22% der schweizerischen Exporte waren für diese Ländergruppe bestimmt (298 Millionen Franken)27. Von 1999 bis 2000 legten die Ausfuhren der LDC volumenmässig um 28% zu. Das stärkste Wachstum verzeichneten die 4 Erdöl exportierenden LDC (+63%) sowie die 7 LDC, die Fertigwaren exportieren (+23%), während die wertmässigen Exporte der LDC, die Grundprodukte ausführen, und der LDC, in denen zivile Unruhen herrschen, zurückgegangen sind (niedrigeres Handelsvolumen als vor 20 Jahren. Nach Angaben der UNCTAD führen die LDC hauptsächlich folgende Produkte aus : Erdöl (19,5% der gesamten Exporte der LDC), Bekleidung, Baumwolle, Kaffee, Edelsteine, Fischereiprodukte.
- 28 Quelle : Solagral, Initiative „Everything but Arms”. Damit wird der europäische Beschluss bezeichne (...)
70Am Rande der Vorbereitung für die LDC-Konferenz verabschiedete die Europäische Union die sogenannte „Everything but Arms”-Initiative, wonach 2001 sämtliche Zölle auf landwirtschaftliche Produkte aus den LDC wegfallen sollen (Industriegüter geniessen im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems bereits zollfreien Zugang). Für drei „heikle” Produkte (Reis, Bananen, Zucker) soll die Anpassung schrittweise erfolgen. Die Initiative dürfte sich auf die Länder der Europäischen Union nur unerheblich auswirken, da lediglich 1% der gesamten Einfuhren aus LDC stammen. Dagegen könnte sie für die LDC grosse Bedeutung gewinnen : Der europäische Markt nimmt 50% ihrer Agrarexporte auf28.
71Ende Juni 2001 beschloss der Bundesrat, die Zölle auf Agrarprodukte aus LDC schrittweise aufzuheben (für Industriegüter und tropische Agrargüter gelten im Rahmen des Zollpräferenzensystems bereits Nullzölle). So wird den LDC im Jahr 2002 eine erste Zollsenkung um 30% und ab dem 1. April 2004 eine zweite Reduktion um 30% zugestanden. Anschliessend wird sich das Parlament im Rahmen der Revision des Bundesbeschlusses über die Zollpräferenzen zur Aufhebung der Zölle im Jahr 2005 äussern. Mit der schrittweisen Senkung, dem härteren Durchgreifen bei Missbräuchen (sorgfältige Prüfung der Herkunft) und mit dem einfacheren Rückgriff auf die Schutzklausel (Zollsenkungen können ausgesetzt werden, wenn ein schweizerischer Produktionssektor durch Importe gefährdet wird) trägt der Bundesrat den Anliegen der schweizerischen Bauernkreise Rechnung. Die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke verurteilte indessen das langsame Vorgehen in Bern. Die Auswirkungen der Massnahmen sind zwar in der Schweiz womöglich gering (landwirtschaftliche Einfuhren aus LDC machen nur 0,58% der Wareneinkäufe im Ausland aus), für die LDC aber, die noch weit gehend von Agrarexporten abhängig sind, bedeutend. Daher sind die Instrumente zum Schutz der Schweizer Produzenten gegen die Konkurrenz nicht als verhältnismässig zu bezeichnen.
72Das von der LDC-Konferenz verabschiedete Dokument schlägt Politiken und Massnahmen vor, welche die LDC und ihre Entwicklungspartner umsetzen sollen, um Wachstum und Entwicklung voranzutreiben und um ihre Einbindung in die Weltwirtschaft zu fördern. Das Aktionsprogramm umfasst 7 Verpflichtungen :
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Förderung von Massnahmen, welche die Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen (Schaffung allgemeiner günstige Voraussetzungen, um die Armut auszumerzen) ;
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„good governance” auf nationaler und internationaler Ebene ;
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Ausbau der menschlichen und institutionellen Kapazitäten (soziale Infrastruktur, soziale Dienstleistungen, Erziehung und Ausbildung, Gesundheit, soziale Integration) ;
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Aufbau der erforderlichen Produktionskapazitäten, damit die LDC aus der Globalisierung Nutzen ziehen (Infrastruktur für Verkehr, Energie und Technologien, Unterstützung des Privatsektors, ländliche Entwicklung, Herstellungs- und Förderindustrien, Entwicklung des nachhaltigen Fremdenverkehrs) ;
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Stärkung der Rolle des Handels in der Entwicklung (Exportkapazitäten sowie Kapazitäten der LDC zur aktiven Beteiligung an multilateralen Handelsverhandlungen entwickeln, Marktzugang im Norden fördern, Beitritt der LDC zur WTO vorantreiben, Diversifizierungsprogramme im Grundproduktesektor unterstützen) ;
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Milderung der Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen, und Umweltschutz ;
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Mobilisierung von Finanzressourcen : Geberländer, welche das Ziel von 0,15% des BSP für die Hilfe an LDC erreicht haben, sollten die Hilfe aufstocken und rasch die Vorgabe von 0,20% anstreben. Alle übrigen Geberländer, die sich auf das Ziel 0,15% verpflichtet haben, sollten ihre Zusage bekräftigen und in den nächsten 5 Jahren auch einlösen.
73Die Teilnehmer am NGO-Forum, das parallel zur Konferenz von Brüssel stattfand, waren über die dürftigen Konferenzergebnisse enttäuscht. Das NGO-Forum bedauerte, dass die Konferenz den Rahmen der HIPC-Initiative unterstütze, anstatt einen Schritt weiter zu gehen und – wie die NGO und bestimmte Entwicklungsländer verlangten – für einen Schuldenerlass der LDC zu plädieren.
74Mike Moore (WTO) und Rubens Ricupero (UNCTAD) betonten, dass neue Entschuldungsmassnahmen erforderlich seien. Die Geberländer beliessen es bei der Zusage, Anstrengungen zu unternehmen, um die Zielvorgabe von 0,15% des BSP zu Gunsten der LDC zu erreichen, gingen jedoch keine verbindlichen Verpflichtungen ein.
75Die von der DEZA und dem seco gemeinsam angeführte Schweizer Delegation wies auf 5 Herausforderungen hin, mit denen die internationale Staatengemeinschaft konfrontiert ist : massiver Abbau der Schuldenlast der LDC, Verbesserung des Schuldenmanagements, Fortsetzung der sektoriellen Reformen (soziale Gerechtigkeit, Grundausbildung, Trinkwasserversorgung, Beschäftigungsförderung), Verbesserung des Marktzugangs im Norden für Produkte aus LDC, Beitrag an Initiativen zur regionalen Zusammenarbeit unter südlichen Ländern, Verbesserung der „governance”. Der Leiter der schweizerischen Delegation Jean-François Giovannini (stellvertretender Direktor der DEZA) zog eine sehr gemischte Bilanz zur Konferenz und bedauerte insbesondere, dass klare Beschlüsse zum Kontroll- und Folgemechanismus der Konferenz ausgeblieben seien. Die schweizerische Delegation hätte ausserdem eine weitere Senkung der Auslandsschulden der LDC befürwortet.
76Seit rund vierzig Jahren erlebt die Bewegung für den fairen Handel im Süden und im Norden einen Aufschwung. Bei den Partnern im Süden handelt es sich um landwirtschaftliche Genossenschaften, Handwerkervereinigungen, Mikrounternehmen, kommerzielle Unternehmen (z.B. Plantagenbetriebe – Tee, Bananen) und Zwischenhandelsorganisationen in der Absatzkette. Zu den Kreisen des fairen Handels im Norden zählen Organisationen, die „faire” Produkte importieren, und ein weit gespanntes Netz von Läden, die solche Produkte anbieten (Dritte-Welt-Läden). In jüngster Vergangenheit – in den 90er Jahren – entstanden ausserdem die Label-Organisationen (z.B. Max Havelaar in der Schweiz), die es ermöglichen, bestimmte mit dem Label ausgezeichnete Produkte in den traditionellen Händlernetzen zu verkaufen.
77In Europa zeigte sich ein klarer Bedarf an einer besserer Abstimmung der Aktionen. So wurden vier Strukturen mit spezifischen Merkmalen geschaffen, die zu einer höheren Effizienz im fairen Handel beitragen sollen.
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1989 – Schaffung von IFAT/International Federation for Alternative Trade29 Koalition von Organisationen, die sich im fairen Handel engagieren : Produzenten des Südens, Importorganisationen aus Europa, Nordamerika und Japan.
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1990 – Schaffung von EFTA/European Fair Trade Association30 Vereinigung von 12 Importzentralen aus 9 europäischen Ländern.
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1994 – Gründung von NEWS !/Network of European World Shops31 Netz der nationalen Vereinigungen der Dritte-Welt-Läden, die 2’700 Verkaufsstellen vertreten.
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1997 – FLO INTERNATIONAL/Fairtrade Labelling Organizations International32 Netz von 17 Initiativen der Fair-Trade-Labels, die unter verschiedenen Namen arbeiten (Transfair, Max Havelaar, Fairtrade Mark).
- 33 Die auf die Produkte des fairen Handels anwendbaren Kriterien variieren häufig je nach Produkt bz (...)
781998 schlossen sich die Organisationen zu einer informellen Struktur namens FINE zusammen, die sich mit der gegenseitigen Information und mit Koordinationsaufgaben befassen und gemeinsame Kriterien ausarbeiten soll33. Trotz der vertieften Zusammenarbeit auf europäischer Ebene bildet die Bewegung für den fairen Handel nach wie vor ein Mosaik an Arbeitsstilen, Organisationsweisen, Tätigkeiten und Interessensschwerpunkten. Eine Hauptherausforderung der nächsten Jahre wird darin bestehen, die unterschiedlichen Ansätze der Organisationen auf internationaler Ebene zu einer einheitlichen Strategie zu bündeln und sich auf einen Konsens zu den Definitionen und Kriterien des fairen Handels zu einigen. Das Fehlen einer juristischen Definition und/oder eines einheitlichen Labels zur Kennzeichnung der Produkte des fairen Handels kann in der Tat zu Missbräuchen führen.
- 34 Jean-Marie Krier, Fair Trade in Europe 2001, EFTA, 2001. Verfügbar auf der Website von EFTA.
79Die European Fair Trade Association (EFTA) führt alle drei Jahre eine umfassende Studie durch, welche die Entwicklung des fairen Handels auf europäischer Ebene ermitteln soll. Die im Frühjahr 2001 veröffentlichte Studie34 gibt Auskunft über die Situation des fairen Handels in 18 europäischen Ländern. Zwei Produktekategorien werden besonders beleuchtet : erstens die über die traditionellen Kanäle des fairen Handels eingeführten und in den Dritte-Welt-Läden verkauften Waren, zweitens die mit einem von der FLO anerkannten „fairer Handel”-Label beschrifteten Waren.
80Gemessen am gesamten internationalen Handel nimmt sich der Anteil des fairen Handels zwar verschwindend gering aus, aber er gewinnt an Bedeutung, und die Palette der angebotenen Produkte, welche die einschlägigen Kriterien erfüllen, wird laufend erweitert. Im Jahr 2000 verzeichnete der faire Handel europaweit einen jährlichen Einzelhandelsumsatz von über 390 Millionen Schweizer Franken (260 Millionen Euro). Das entspricht – gegenüber den 300 Millionen Franken (200 Millionen Euro) von 1995 – einem Zuwachs von 30% in 5 Jahren.
- 35 Jean-Marie Krier, Ibid.
- 36 Claro fair trade, Tätigkeitsbericht 1999-2000, S. 12.
81Nach dieser Studie belegt die Schweiz den vierten Rang der 18 untersuchten Länder. Die Schweiz verzeichnete im Jahr 2000 einen Umsatz von 51 Millionen Euro, also rund 76,5 Millionen Schweizer Franken. Das erfreuliche Resultat erklärt sich aus der ausgezeichneten Verteilung der Produkte aus dem fairen Handel in zahlreichen Verkaufsstellen (Dritte-Welt-Läden, Supermärkte und andere Läden) sowie aus dem erheblichen Aufwand (420’000 Euro, rund 630’000 Schweizer Franken), der in die Information gesteckt wurde (Förderung des Labels Max Havelaar, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Werbung und Public Relations). Der Sensibilisierungsgrad der Schweizer Bevölkerung für den fairen Handel gehört europaweit zu den höchsten : 60% der befragten Schweizer kennen das Max Havelaar-Label35. Mit 11,25 Franken Ausgaben für Produkte aus dem fairen Handel pro Jahr und pro Bewohner bleibt die Schweiz nach wie vor Spitzenreiter in Europa36.
Tabelle 10 : Überblick über den fairen Handel in Europa und in der Schweiz, 2000
* Claro AG, Caritas Fairness, Gebana, TerrEspoir, Kalebasse, Helvetas.
** Diese beiden Zahlen stehen für den jeweils höchsten bzw. niedrigsten Prozentsatz, der in den untersuchten europäischen Ländern angegeben wurde.
Quelle : Jean-Marie Krier, Fair Trade in Europe 2001, EFTA, 2001. auf der Internet-Seite von EFTA unter www.eftafaitrade.org erhältlich.
- 37 IDA-Rio, Umsetzung der Strategie des Bundesrates über die nachhaltige Entwicklung, Massnahme 6 : (...)
- 38 Die Stiftung verfolgt das Ziel, faire Voraussetzungen in der Teppichherstellung und -vermarktung zu (...)
- 39 IDA-Rio. op. cit., S. 44.
- 40 Catherine Schümperli Younossian, „Pourquoi subventionner le commerce equitable”, in Auroi Claude (...)
82Im Februar 2000 genehmigte der Bundesrat einen Bericht über die Anerkennung und Förderung der Labels37. Im Bericht wird daran erinnert, dass der Bund im Rahmen seiner Strategie zur nachhaltige Entwicklung bereits Labels für die biologische Landwirtschaft bzw. Energie- und Soziallabels unterstützt (Max Havelaar und STEP)38. Allerdings wird klargestellt, dass die finanzielle Unterstützung des seco an die von den Hilfswerken geschaffenen Soziallabels als Starthilfe für deren Markteinführung konzipiert war und dass der Subventionsbetrag demnach laufend verringert wird39. Aus diesem Grund stellte der Bund die Hilfe für Max Havelaar im Jahr 2000 und an die Stiftung STEP im Jahr 2001 ein. Im Übrigen richtet der Bund den Import- und Vertriebsorganisationen für Produkte aus dem fairen Handel (wie Claro AG und der Westschweizer Verband der Dritte-Welt-Läden, „Magasins du Monde”) keine regelmässigen Subventionen aus, sondern gewährt ihnen punktuell finanzielle Unterstützung40.
- 41 Schweizer Forum Fairer Handel (SFFH), c/o Brot für alle, Bern.
83Das im Jahr 1999 gegründete Schweizer Forum Fairer Handel (SFFH)41 umfasst rund zwanzig Organisationen, die sich für den fairen Handel in der Schweiz engagieren. Es handelt sich um ein informelles Austausch- und Diskussionsforum. SFFH verabschiedete im Jahr 2001 ein Dokument über die Prinzipien des fairen Handels, das die Zielsetzungen des fairen Handels sowie die Grundkriterien klären soll.
84Im Oktober 1997 trat die Aktiengesellschaft Claro AG an die Stelle der im Jahr 1977 von den Hilfswerken gegründete Importgenossenschaft OS3. Die drei ersten Tätigkeitsjahre von Claro AG (im November 1998 in Claro fair trade AG umbenannt) waren überschattet von grossen Finanz-, Management- und Personalschwierigkeiten. Die Gesellschaft stand am Rand des Konkurses. Dank den gemeinsamen Bemühungen zahlreicher Akteure des fairen Handels, des Bundes, der Mitarbeitenden und des Verwaltungsrates konnte Claro fair trade AG schliesslich gerettet werden. Dazu wurde ein strikter Sanierungsplan beschlossen. Ausserdem musste das Unternehmen rasch frisches Geld beschaffen, um einen ausreichenden neuen Umlagefonds zu garantieren. Mit der Aufforderung zur Zeichnung neuer Aktien und mit dem Verzicht wohltätiger Organisationen auf Aktiendarlehen konnte 1999 das neue Aktienkapital von 2,6 Millionen Franken gebildet werden. Ausserdem werden gegenwärtig neue Perspektiven für die Zusammenarbeit zwischen Claro und den Organisationen des fairen Handels in der Schweiz und in den Ländern des Südens (attending) erschlossen. Ungeachtet der finanziellen Turbulenzen, in die Claro geraten ist, erwirtschaftet die Gesellschaft seit rund drei Jahren relativ stabile Umsätze von ungefähr 13 Millionen Franken jährlich.
- 42 Max Havelaar express, Spécial Fleurs coupées, April 2001.
- 43 Le Courrier, „Les fleurs éthiques ont-elles des épines”, 11. Mai 2001. Terre Nouvelle, Editorial N (...)
85Für die Stiftung Max Havelaar war das Jahr 2001 geprägt von der Lancierung des neuen Produktes Schnittblumen aus Simbabwe und Kenia. Nach Kaffee, Schokolade, Tee, Honig, Bananen und Orangensaft tragen Schnittblumen als erstes Nicht-Nahrungsmittel das Max Havelaar-Label. In diesem Fall werden die Kriterien für die Zuerkennung des Labels den grundlegenden IAO-Übereinkommen entnommen (schriftliche Arbeitsverträge, genaue Regelung der Arbeitszeiten und Überstunden, Gewerkschafts- und Vereinigungsfreiheit, Verbot der Kinderarbeit, Nichtdiskriminierung). Im Umweltbereich werden die Richtlinien des International Code of Conduct for Cut Flowers (ICC), der insbesondere eine Richtlinie zur Reduzierung von Chemikalien umfasst, angewandt. Die Kriterien von Max Havelaar sehen ausserdem Prämien an Projekte vor, welche zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beitragen. Ein paritätischer Ausschuss aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern entscheidet über die Mittelverwendung42. Die Wahl des neuen Produktes war innerhalb der Organisationen des fairen Handels selbst umstritten43. Gegner der Blumen-Labels äussern Skepsis an der Auswahl der Partner ; in diesem Fall sind dies Farmen mit leistungsfähigen Exportstrukturen ; ausserdem sei ein ausschliesslich für die Verbraucher im Norden bestimmtes Luxusgut gewählt worden, das unter Einsatz von Chemikalien produziert und per Flugzeug transportiert werden muss. Andere Max Havelaar-Sektionen in Europa teilen anscheinend diese Kritik und haben bislang Schnittblumen nicht in ihr Sortiment aufgenommen.
- 44 Stiftung Max Havelaar, Jahresbericht 2000.
86In finanzieller Hinsicht verlief das Geschäftsjahr 2000 für die Stiftung sehr positiv. Der Erlös aus den Lizenzeinnahmen stieg um 6,5% an und kletterte auf über 1,7 Millionen Franken, während die Gesamteinnahmen erstmals die Marke von zwei Millionen überschritten. In diesem Betrag ist die seco-Subvention von 150’000 Franken enthalten. Es handelte sich um die letzte Zahlung des seco an die Stiftung Max Havelaar, die in Zukunft die Eigenfinanzierung gewährleisten muss44.
- 45 C. Auroi und C. Schümperli Younossian (Hg.). „Le commerce durable – Vers de plus justes pratiques c (...)
87Einige Forscher des Universitätsinstituts für Entwicklungsstudien untersuchen die Initiativen und Mechanismen, die den internationalen Handel fairer, sozialer und umweltverträglicher machen können (fairer Handel, Verhaltenskodizes, Zertifizierungsnormen, Sozial- und Umweltlabels usw.). Im Mai 1999 organisierte das IUED ein Seminar mit dem Ziel, ein neues Konzept zu erörtern : nachhaltiger Handel als Paradigma, das mehrere Ansätze umfasst, dem Welthandel ein menschlicheres Gesicht zu verleihen. Im Anschluss an das Seminar wurde im Juni 2001 unter dem Titel Le commerce durable – Vers de plus justes pratiques commerciales entre le Nord et le Sud45 eine Publikation mit Beiträgen von rund zwanzig Autoren veröffentlicht, die sich mit den Grundlagen des neuen Konzepts und mit dem historischen Stellenwert befassen und sowohl die Vision der Globalisierung wie auch die semantischen Schwächen aufzeigen.
88Agentur für internationale Handelsinformation und -kooperation (AITIC) : www.acici.org.
89Arbeitsgemeinschaft, „Welthandel-WTO” : www.swisscoalition.ch/pages.d/2Wo.htm.
90economiesuisse, „Aussenwirtschaft WTO” : www.economiesuisse.ch/d/fokus/schwerpunkt.htm?id=10&sid=76.
91Erklärung von Bern : http://www.EvB.ch. „Handelspolitik und WTO” : www.EvB.ch/kampagne.cfm?folder_id=106.
92International Center for Trade and Sustainable Development (ICTSD) : www.ictsd.org.
93Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung : www.unctad.org.
94South Centre : www.southcentre.org.
95Staatssekretariat für Wirtschaft : www.seco-admin.ch. „Die Schweiz in der WTO” : www.seco-admin.cn/seco/seco2.nsf/dieSeite/AWP_WelthandeLWTO?OpenDocument&I=de&HauptRessort=4.
96Trade and Development Center : www.itd.org.
97Weltgesundheitsorganisation : www.who.org.
98Welthandelsorganisation : www.wto.org. „Agriculture” : www.wto.org/english/tratop_e/agric_eagric_e.htm. „Services Trade” : www.wto.org/english/tratop_e/serv_e/serv_e.htm. „The fourth WTO Ministerial Conference” : www.wto.org/english/thewto_e/minist_e/min01_e.htm.
99Am wenigsten entwickelte Länder (LDC)
100UNCTAD und LDC-Konferenz : www.unctad.org.
101Organisationen für den fairen Handel in der Schweiz
102Caritas Fairness : www.caritas.ch.
103Claro AG : www.claro.ch.
104Stiftung Max Havelaar : www.maxhavelaar.ch.
105Stiftung STEP : www.step-foundation.ch.
106TerrEspoir : www.terrespoir.com.