- 1 Die Humanitäre Hilfe und das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe sind im Jahr 2003 umgezogen. (...)
1Die humanitäre Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil des schweizerischen Entwicklungshilfesystems ; sie macht rund ein Fünftel der öffentlichen Entwicklungshilfe aus. Von den insgesamt 1462 Millionen Franken an öffentlicher Entwicklungshilfe, die im Jahr 2002 von Bund, Kantonen und Gemeinden aufgebracht werden, entfielen 364 Millionen Franken auf humanitäre Aktionen. Die humanitäre Hilfe des Bundes gehört zur Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)1. Rund ein Drittel des Jahresbudgets wird für eigene, direkte Aktionen mit dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) sowie für Beiträge an Schweizer Hilfswerke aufgewendet. Die anderen zwei Drittel werden für die Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen eingesetzt, davon etwa ein Drittel für das IKRK und das restliche Drittel für die Sonderorganisationen der UNO (vor allem für das Flüchtlingshilfswerk, das Welternährungsprogramm, das OCHA, das Entwicklungsprogramm, das Umweltprogramm und die UNICEF).
- 2 Botschaft über die Weiterführung der internationalen humanitären Hilfe der Eidgenossenschaft, vom 1 (...)
- 3 DEZA, Solidarität leben. Humanitäre Hilfe – Strategie 2005, Bern, DEZA, 2002.
2Der Auftrag des Bundes zur humanitären Hilfe ist im Bundesgesetz von 1976 über die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe definiert. Die Ausführungsmodalitäten sind in der Botschaft über die Weiterführung der internationalen humanitären Hilfe der Eidgenossenschaft2 festgelegt, die vom Parlament im Jahr 2002 angenommen wurde. Sie umfasst einen Betrag von 1,5 Milliarden Franken, der auf mindestens vier Jahre verteilt ist. 2002 hat die DEZA ihre Strategie im Bereich der humanitären Hilfe für die kommenden Jahre veröffentlicht3. Das Dokument vermittelt einen Überblick über die Ziele, Aktionsbereiche und Aufgaben sowie über die Mittel, welche der Bund im humanitären Bereich aufzuwenden gedenkt.
Jahrbuch 2003, Nr. 1, Kap. 4.1, „Strategie 2005 der humanitären Hilfe der DEZA“, S. 50-51 ; 2002, Kap. 9.1, „Neue Botschaft über die Weiterführung der humanitären Hilfe“, S. 302-303.
32002 beliefen sich die Aufwendungen der Schweiz für die humanitäre Hilfe im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit auf 364 Millionen Franken. Gegen über dem Vorjahr haben sich die humanitären Engagements um 31 Millionen Franken erhöht, was einer Zunahme um rund 8,5 Prozent entspricht, die sich insbesondere aus den infolge der Überschwemmungen im Sommer 2002 eingesetzten Mitteln ergibt (siehe unten). Die DEZA brachte rund drei Viertel der humanitären Hilfe der Schweiz auf, davon die Gesamtheit der Nahrungsmittelhilfe und der multilateralen Hilfe. Das restliche Viertel wurde hauptsächlich vom Bundesamt für Flüchtlinge (BFF) im Rahmen der Flüchtlingshilfe (17 %) und ein geringer Anteil von den Kantonen und Gemeinden im Rahmen der humanitären Hilfe aufgebracht.
Tabelle 17 : Aufwendungen der Schweiz für humanitäre Hilfe im Rahmen der öffentlichen Entwicklungshilfe/Hilfe im Jahr 2002 nach Finanzierungsquellen und Instrumenten aufgeteilt (in Millionen Franken und Prozent)
* Rückkehrhilfe entsprechend den Richtlinien des DAC, einschliesslich der von der DEZA verwalteten Rückkehrhilfeprogramme.
Quelle : DEZA, Statistischer Dienst, November 2003.
- 4 Die Website der DEZA präsentiert ein Spezialdossier zur Hilfe des Bundes für die Flutopfer von 2002 (...)
4Das Jahr 2002 war durch schwere Überschwemmungen in Europa (Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowakei und Russland) sowie in Südostasien und in China geprägt. Der Bundesrat stellte einen Nachtragskredit von 50 Millionen Franken für die humanitäre Hilfe bereit, um Hilfsmassnahmen für die Opfer zu organisieren und Mittel zur Erhaltung des von den Fluten überschwemmten Kulturerbes aufzubringen. Über die Hälfte des Betrags wurde für direkte Aktionen bei den Zivilbehörden in den betroffenen Ländern eingesetzt. Von den 40 Millionen Franken, die für Projekte in Europa bestimmt waren, wurden rund 39 Millionen für Zahlungen im Rahmen von Verhütungsprojekten aufgewendet ; diese Mittel wurden im Zeitraum von zwei Jahren (2002 und 2003) verwendet. Für Asien betrug der eingesetzte Betrag rund 7,6 Millionen Franken4.
5So wurden im Jahr 2002 64 Millionen Franken für humanitäre Hilfe an europäische Länder (Russland, Slowakei, aber auch Tschechische Republik, Deutschland und Österreich) zur Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophen ausgezahlt. Unter den übrigen Kontinenten, denen die humanitäre Hilfe der Schweiz im Berichtsjahr zugute kam, war Afrika mit 59 Millionen Franken einer der Hauptempfänger. Betreffend die Konflikte, welche schweizerische Beiträge in Asien und im Mittleren Osten (in Höhe von 43 Millionen Franken) erforderten, seien unter anderen die Postkonfliktsituation in Afghanistan, die weiterhin bestehenden israelisch-palästinensischen Spannungen sowie die schwierige humanitäre Lage im Irak und in Georgien erwähnt. Die Aktionen in Lateinamerika schliesslich betrafen vor allem die Koordination von Programmen für Gewaltvertriebene im Osten Kolumbiens.
Tabelle 18 : Humanitäre Hilfe der DEZA im Jahr 2002, geografische Aufteilung der Aufwendungen (in Millionen Franken)
* Die Beiträge an die UNWRA werden unter der Rubrik „Multilaterale Beiträge“ ausgewiesen.
Quelle : Statistischer Dienst der DEZA, November 2003.
Anmerkung : In der Tabelle aufgeführt sind die Länder, deren Betrag an humanitärer Hilfe im Jahr 2002 2 Millionen Franken überstieg. Der Gesamtbetrag der Tabelle von 316,2 Millionen Franken umfasst die bilateralen Zahlungen der DEZA an die Entwicklungsländer (öffentliche Entwicklungshilfe), an die sog. Transisitonsländer (öffentliche Hilfe), aber auch an Länder der Europäischen Union (namentlich Österreich und Deutschland), die von der Schweiz infolge der Überschwemmungen im Sommer 2002 humanitäre Hilfe erhalten haben. Dies erklärt die Differenz zu den Zahlungen der DEZA für humanitäre Hilfe, welche in der Tabelle 17 aufgeführt sind.
6Das Jahr 2003 war durch eine starke Zunahme des humanitären Engagements der Schweiz gegenüber dem Irak geprägt, und zwar sowohl auf diplomatischer Ebene, insbesondere durch die Organisation von zwei Konferenzen zur Koordination der humanitären Aktivitäten, als auch durch die schweizerische Unterstützung der humanitären Einsätze vor Ort.
7Auf die Initiative von Bundesrätin Micheline Calmy-Rey organisierte die Schweiz ein internationales humanitäres Treffen über den Irak, das am 15. und 16. Februar 2003 in Genf stattfand. Diese Zusammenkunft, die mehr als Fachkonferenz unter humanitären Experten denn als politische Konferenz unter Ministern gedacht war, hat die Aufnahme des humanitären Dialogs zur Irakkrise noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten ermöglicht. Rund 150 Personen nahmen an dem Treffen in Vertretung von 21 Organisationen und rund dreissig Staaten teil. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten beteiligte sich ebenfalls an den Diskussionen dieser ersten Zusammenkunft. Das einzige Land, das die Einladung zur Konferenz ausgeschlagen hatte, waren die Vereinigten Staaten. Die Schweiz hat auf diesem Treffen im Besonderen vorgeschlagen, dass der Dialog zwischen den Nachbarstaaten des Iraks, den humanitären Organisationen und den wichtigsten Geberländern in informeller Weise durch die Einsetzung eines Gremiums mit dem Namen Humanitarian Issues Group Iraq (HIGI) fortgesetzt werden sollte.
8Ein zweites unter der Schirmherrschaft des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten organisiertes Treffen wurde am 2. April 2003 in Genf abgehalten. Dieses Folgetreffen der Konferenz vom 15. und 16. Februar fand mit den gleichen Teilnehmern statt, denen sich noch ein amerikanischer Diplomat anschloss. Es wurden dort keine Beschlüsse gefasst, da das Treffen hauptsächlich als Dialoggrundlage diente.
- 5 „Des obstacles aux ambitions humanitaires de la Suisse“, Le Temps, 11. April 2003.
- 6 Interview mit Toni Frisch, Delegierter für humanitäre Hilfe (DEZA), La Liberté, 4. Juni 2003.
9Die Bilanz der beiden Zusammenkünfte ist nuanciert. Laut einigen Beobachtern haben diese Konferenzen eher als Diskussionsplattform gedient, denn Anstösse gegeben. Und einige Zeitungen stellten fest, dass „die schweizerischen Koordinationsbemühungen im Augenblick gegenüber jenen des UN-Büros für die Koordination humanitärer Angelegenheiten wenig Wirkung haben. Die Schweiz verfolgte den Traum, den Vorsitz über die humanitäre Hilfe zu führen. Ihre Ambitionen müssen zurückgeschraubt werden“5. Ein weniger markanter Standpunkt wird vom Delegierten für humanitäre Hilfe, Toni Frisch, vertreten. Frisch räumt ein, dass es immer schwierig sei, die Ergebnisse einer solchen Konferenz zu messen, hebt aber gleichzeitig hervor, dass das Treffen es erlaubt habe, die Lücken in der Finanzierung zu erkennen, da lediglich 15 Prozent des für die voraussichtliche internationale Hilfe für den Irak erforderlichen Betrags gesichert waren. Gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit zwischen den betreffenden Ländern und den UN-Organisationen zu verstärken6.
- 7 „Pourquoi la DDC tarde à regagner l’Irak“, L’Hebdo, April 2003.
10Die Schweiz stellt seit 1993 humanitäre Hilfe für den Irak bereit, wobei sie vor allem bestrebt ist, das Los der am meisten benachteiligten Mitglieder der Gesellschaft – insbesondere der Kinder – zu verbessern. Ein Koordinator für das humanitäre Programm ist seit einigen Jahren in Bagdad basiert. Dieser musste – wie praktisch alle Mitarbeiter von Hilfsorganisationen – das Land auf dem Höhepunkt der Feindseligkeiten etwa sechs Wochen lang (vom 20. März bis zum 6. Mai 2003) verlassen. Jedoch konnte das Verbindungsbüro der DEZA seine Tätigkeit dank des lokalen Personals während dieser Zeit weiterführen. Die Schweiz hat ihre Hilfe seit dem Truppeneinsatz der amerikanisch-britischen Koalition, welcher zum Fall des Regimes von Präsident Saddam Hussein führte, beträchtlich erhöht. Ursprünglich hatte die DEZA vorgesehen, für die Jahre 2003 und 2004 etwa 4,5 Millionen Franken einzusetzen, jedoch wurde dieser Betrag mit 10 Millionen Franken in einer ersten Phase signifikant aufgestockt. Anschliessend bewilligte der Bundesrat im April 2003 einen zusätzlichen Betrag von 20 Millionen Franken für die humanitäre Hilfe im Irak. Mit diesen Beträgen gehört die Schweiz zur Spitzengruppe jener zehn Länder, die im Irak im humanitären Bereich am stärksten engagiert sind7.
- 8 DDC, Aide humanitaire de la Confédération en Irak, factsheet, Februar 2003.
- 9 DEZA, Unterstützung der Schweiz für den Irak : http://www.deza.admin.ch.
11Die DEZA hat eine humanitäre Politik für den Irak festgelegt8, welche für die nächsten Jahre das Schwergewicht auf einen integrierten Ansatz setzt, der die Verbesserung der Wasserversorgung und -sanierung mit dem Ausbau der Infrastruktureinrichtungen der Basisgesundheitsdienste verbindet. 2003 belief sich das Engagement der humanitären Hilfe der Schweiz im Irak auf 19,4 Millionen Franken9. Zur Erreichung ihrer Ziele stützt sich die DEZA auf ihre nachstehend aufgeführten Hauptpartner :
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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das vor allem im Bereich der Wasserversorgung und -sanierung tätig ist, erhielt Unterstützung in Höhe von 11,5 Millionen Franken.
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Das Welternährungsprogramm (WFP) verwaltete Zusatzernährungsprogramme mit einem Beitrag der DEZA in Höhe von 2,8 Millionen Franken.
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Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) erhielt eine finanzielle Unterstützung von 2,1 Millionen Franken in der Phase vor der amerikanischen Intervention.
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Das Büro der Vereinten Nationen für die Koordination Humanitärer Angelegenheiten (OCHA) erhielt von der DEZA einen Beitrag von 0,5 Million Franken.
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Unter den nichtstaatlichen Partnerorganisationen arbeitet die DEZA namentlich mit CARE International und Action contre la faim zusammen.
12Zwei Drittel des Bundesbudgets für humanitäre Hilfe werden für die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen eingesetzt, davon die Hälfte für Programme der UNO (insbesondere das Büro für die Koordination Humanitärer Angelegenheiten, das Hochkommissariat für Flüchtlinge und das Welternährungsprogramm) und die andere Hälfte für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
- 10 DEZA, Die Vereinten Nationen lancieren den humanitären Aufruf 2004, Pressemitteilung, 19. November (...)
13Wie in jedem Jahr liess UN-Generalsekretär Kofi Annan seinen „Humanitären Aufruf“ an die wichtigsten Geber ergehen. Der am 18. November 2003 von New York aus lancierte Humanitäre Aufruf 2004 erging am folgenden Tag aus fünf weiteren Städten, darunter auch Genf. Der Aufruf für die humanitäre Hilfe in Höhe von 3 Milliarden Dollar (rund 4 Milliarden Schweizer Franken) hat zum Ziel, die Leiden von rund 45 Millionen Menschen zu lindern. 17 der 21 im diesjährigen Auruf angeführten Krisen betreffen Afrika südlich der Sahara. Der Betrag von 3 Milliarden Dollar schliesst jedoch weder den Wiederaufbau im Irak und in Afghanistan, noch Kolumbien ein, da die Bedürfnisse dieser Länder für 2004 in getrennten Aufrufen behandelt werden. Der Humanitäre Aufruf 2004 wurde im Rahmen des ConsolidatedAppeals Process (CAP) geplant. Dieser wurde vor zehn Jahren von der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit dem Ziel eingesetzt, eine gemeinsame humanitäre Strategie auszuarbeiten und die Mittel dafür zu maximieren10.
- 11 Organisation des Nations unies, L’appel humanitaire 2004, communiqué de presse, IHA/828, 18. Novemb (...)
- 12 „L’ONU demande de l’aide pour ses pauvres“, La Liberté, 20. November 2003.
14Bei diesem Anlass zog der Generalsekretär der UNO die Bilanz für den Aufruf 2003 und bedauerte, dass die Finanzierung der humanitären Hilfe unzureichend gewesen sei : Von den erforderlichen 5,1 Milliarden Dollar habe die UNO nur 3,3 Milliarden, das heisst lediglich 65,6 Prozent des Bedarfs erhalten. Ferner wies Kofi Annan darauf hin, dass die Prozentsätze der Finanzierung der Länderaufrufe weiterhin ungleich seien : So wurde der Aufruf zugunsten des Iraks für 2003 zu 91 Prozent finanziert, wogegen die Aufrufe für Burundi und Liberia nur jeweils 28 Prozent bzw. 24 Prozent der vorgesehenen Mittel erhielten11. Anteilmässig am Bruttovolkseinkommens liegt die Schweiz mit 16 Millionen Dollar auf dem 12. Platz der Beitragsländer für den Aufruf 2003, wobei Norwegen (mit 59 Millionen Dollar) vor den Niederlanden (54 Millionen) und Schweden (48 Millionen) an der Spitze steht. In absoluten Zahlen sind die Vereinigten Staaten (mit über 1 Milliarde Dollar) der grösste Geber vor Grossbritannien (156 Millionen), gefolgt von Japan12.
152002 war das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in 79 Ländern der Erde präsent. Jedoch waren die Aktivitäten des IKRK wiederum vor allem auf Afrika konzentriert, das mit zahlreichen bewaffneten Konflikten konfrontiert ist.
- 13 ICRC, Annual Report 2002, Genf, Juni 2003.
16Gemäss dem Jahresbericht 200213 beschäftigte das IKRK 12’000 Personen (rund 11’000 Personen im Feld und 800 am Hauptsitz in Genf). Die Aufwendungen des IKRK beliefen sich auf 822 Millionen Schweizer Franken (davon entfielen 147 Millionen auf den Hauptsitz und 675 Millionen auf die Feldtätigkeiten). Mit einem Beitrag von 90 Millionen Franken an die Aktivitäten des IKRK liegt die Schweiz auf dem dritten Platz der Geldgeber, nach den Vereinigten Staaten (201,3 Millionen) und Grossbritannien (118,7 Millionen).
17Unter den wichtigsten Tätigkeiten des IKRK im Jahr 2002 seien Folgende erwähnt :
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Gefangenenbesuche. Die Delegierten des IKRK haben rund 500’000 Gefangene in über 2000 Haftstätten in 75 Ländern besucht.
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Wiederherstellung der Familienbande. Das IKRK hat rund 1 Million Rotkreuzbotschaften übermittelt, die es den Mitgliedern einer Familie ermöglichen, sich wiederzutreffen oder Kontakt aufzunehmen.
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Hilfe (wirtschaftliche und Ernährungssicherheit, Wasser und Unterkunft, Gesundheit, Behindertenpflege). 43 der 75 operationellen und regionalen Delegationen des IKRK haben Hilfsprogramme durchgeführt. Der grösste Teil der Aktivitäten erfolgte in Afghanistan, in Israel und den besetzten/autonomen Gebieten, im Irak, im Nordkaukasus, im Sudan und in der D.R. Kongo.
- 14 „La Conférence sur les disparus du CICR surmonte les antagonismes politiques et émotionnels“, Le Te (...)
- 15 Die von der Konferenz verabschiedeten „Bemerkungen und Empfehlungen“ sowie der Bericht der Arbeitsg (...)
18Das IKRK hat eine internationale Konferenz mit Regierungsexperten und nichtstaatlichen Fachleuten organisiert, die vom 19. bis 21. Februar 2003 in Genf stattfand14. Etwa 350 Experten aus rund 90 Ländern traten zusammen, um die Aufmerksamkeit auf die Lage von tausenden Familien zu lenken, die über das Schicksal eines bzw. einer Angehörigen völlig im Ungewissen sind15.
- 16 CICR, Bilan et conclusion de la Conférence internationale sur les personnes disparues, Pressemittei (...)
19Das Recht der Familien auf Aufklärung über das Schicksal ihrer als vermisst gemeldeten Angehörigen stand im Mittelpunkt der Diskussionen, und es wurden konkrete Massnahmen vorgeschlagen, um dieses wesentliche Bedürfnis zu befriedigen. Diese Massnahmen betreffen unter anderen eine menschenwürdige Behandlung der ihrer Freiheit beraubten Personen unter allen Umständen und die Unterrichtung ihrer Familien über ihren Aufenthaltsort. Die Mitglieder einer Familie müssen, wo immer sie sich auch befinden, regelmässig miteinander kommunizieren können. Die menschlichen Überreste müssen in würdiger und verantwortungsvoller Weise behandelt werden, um ihre Identifizierung und ihre Übergabe an die Familien zu erlauben. Die Konferenz schlug ferner eine Reihe von Präventionsmassnahmen vor, unter ihnen die Ausgabe eines Systems zur persönlichen Identifizierung an alle Kombattanten und an besonders gefährdete Zivilpersonen, vor allem Kinder16.
20Die 28. internationale Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds17 fand vom 2. bis 6. Dezember 2003 in Genf statt. Sie hatte den Schutz der Menschenwürde zum Thema und umfasste über 1500 Vertreter der 191 Vertragsstaaten der Genfer Abkommen von 1949, der 179 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und ihrer Dachorganisation, der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, sowie des IKRK. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey führte die Schweizer Delegation an, die sich aus Vertretern des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und des Eidgenössisschen Departements für Verteidigung, Bevölkerung und Sport (VBS) zusammensetzte. Die allgemeinen Prioritäten der humanitären Aktion der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung wurden für die nächsten vier Jahre festgelegt. Die Konferenz ermöglicht eine Kombination von Entscheidungsmechanismen, Informationsmechanismen und Mechanismen betreffend Freiwilligeneinsätze.
- 18 Ibid.
- 19 „L’insécurité est au coeur des discussions du Mouvement de la Croix-Rouge“, Le Temps, 4. Dezember 2 (...)
21Die wichtigsten behandelten Themen waren die Bekräftigung und Stärkung des humanitären Völkerrechts, die vermissten Personen, die Waffenfrage, die Anpassung der Aktionsstrategien, um die Anfälligkeit gegenüber Technologie- und Naturkatastrophen und übertragbaren Krankheiten wie HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria zu vermindern18. Neben dieser Tagesordnung beschäftigte ein anderes Thema alle Teilnehmenden : das Schrumpfen des humanitären Bereichs sowie die Angriffe, denen die humanitären Mitarbeiter immer häufiger zum Opfer fallen. Hierzu ist festzustellen, dass zwar einstimmige Besorgnis herrscht, dass es jedoch an Antworten mangelt19.
- 20 Die vollständigen Texte der beiden Unterlagen sind auf den Internetseiten des IKRK und der Internat (...)
22Die 28. Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds ging mit der Verabschiedung einer Reihe von Entschliessungen zu Ende, von denen die wichtigsten die Erklärung und die Agenda für die humanitäre Aktion sind20. Die Erklärung stellt fest, dass bewaffnete Konflikte, Katastrophen und Krankheiten Millionen Menschen daran hindern, ihre elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen. Sie fordert die Staaten sowie die gesamte Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung auf, dieses Problem zu lösen, indem man die Einhaltung der anwendbaren Gesetze fördert und die Anfälligkeit der menschlichen Gemeinschaften gegenüber diesen Geisselnreduziert. Die Agenda für die humanitäre Aktion setzt den Schwerpunkt auf den Schutz der Menschenwürde, indem sie an die Adresse der Staaten und der Komponenten der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung eine Reihe konkreter Zielsetzungen und zu ergreifender Massnahmen aufzählt :
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die Würde der im Rahmen bewaffneter Konflikte oder anderer Situationen bewaffneter Gewalt als vermisst gemeldeten Personen, wie auch ihrer Familie zu achten und wiederherzustellen ;
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den Schutz der Zivilpersonen vor dem blinden Einsatz von Waffen und vor deren Auswirkungen zu verbessern und die Kombattanten vor unnötigen Leiden zu schützen, die durch verbotene Waffen verursacht werden, indem man die Entwicklung, Verbreitung und Verwendung der Waffen kontrolliert ;
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die Auswirkungen der Katastrophen zu begrenzen, indem man Massnahmen zur Verhütung und Minderung der Risiken ergreift und die betreffenden Vorbereitungs- und Einsatzmechanismen verbessert ;
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- 21 28e Conférence internationale de la Croix-Rouge et du Croissant-Rouge, „Adoption de la Déclaration (...)
die zunehmende Anfälligkeit gegenüber den Krankheiten zu reduzieren, die sich aus der Verwerfung und Diskriminierung sowie aus einem unzureichenden Zugang zu den Präventions-, Pflege- und Behandlungsprogrammen ergibt21.
23Die internationale Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds findet alle vier Jahre statt. Die letzte Konferenz trat 1999, ebenfalls in Genf zusammen.