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1. Forschungs– und Wissenschaftszusammenarbeit

1Nationalfondsprogramm Aussenwirtschaft und Entwicklungspolitik

  • 1  Die Liste der Publikationen des NFP 28 kann bestellt werden bei der Programmleitung NFP 28, Birken (...)

2Die meisten Projekte im Rahmen des Nationalfondsprogramms 28 über Aussenwirtschaft und Entwicklungspolitik wurden 1993 abgeschlossen und als Diskus–sionspapiere, Syntheseberichte oder als Bücher veröffentlicht(1). Anlässlich von öffentlichen Seminarien wurden einzelne Themenbereiche zwischen den beteilig–ten Forscherinnen und Forschern sowie Interessierten diskutiert. Im Berichtsjahr fanden öffentliche Diskussionen u.a. zu folgenden Themen statt : Frauenforschung in der Entwicklungszusammenarbeit (Juni 1992 in Zurich), ökonomische Analyse der Internationalen Schuldenproblematik (November 1992 in Bern), Struktur–anpassung und Demokratisierung (Dezember 1992 in Bern), IWF– und Weltbank–strategie in Afrika (Januar 1993), die Migrationspolitik von morgen (Juni 1993 in Bern), Strukturanpassung und nachhaltige Entwicklung (Oktober 1993 in Bern), Osteuropa (November 1992 und Dezember 1993 in Bern). Die Projektresultate und Strategievorschläge werden in einem NFP–Schlussbericht veröffentlicht werden.

3Projekt Forschungszusammenarbeit Schweiz–Entwicklungsländer

  • 2  Das Projekt ist vom Leiter der Arbeitsgruppe, Thierry A. Freyvogel, im Jahrbuch 1993 ausführlich d (...)

41990 beauftragten die Direktion fur Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe (DEH) und die Schweizerische Akademie fur Naturwissenschaften (SANW) eine Arbeitsgruppe damit, ein schweizerisches Konzept zur nachhaltigen Forderung der Forschung in Entwicklungsländern zu erarbeiten(2). Die Arbeitsgruppe hat im August 1993 die Arbeiten mit folgenden Vorschlägen abgeschlossen : Ziel der Forschungszusammenarbeit soll der Aufbau eines eigenständigen For–schungspotentials in den Entwicklungsländern sein, damit diese auf den lokalen Gegebenheiten aufbauend ihre eigene Zukunft besser bestimmen sowie kompetent in internationalen politischen Gremien mitarbeiten können. Darüber hinaus soll im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und angesichts der allen Ländern gemeinsamen Überlebensfragen die internationale partnerschaftliche Forschungszusammenarbeit ausgebaut werden. Dies bedeutet u.a. Projektforschung in paritätischer Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forschern aus Entwicklungsländern und aus Industrieländern.

5Die Schweiz finanziert jährlich fur rund 80 Millionen Franken Forschungs–projekte im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Diese sind nach Ansicht der Arbeitsgruppe jedoch zu punktuell, als dass sie eine nachhaltige Wirkung erzielen konnten. Die Arbeitsgruppe empfiehlt als wichtigste Massnahme die Errichtung eines Spezialprogramms „Umgang mit natürlichen Ressourcen und Entwicklung menschlicher Kapazitäten“. Dieses sollte vorerst mit rund 20 Millionen Franken jährlich finanziert werden. Im Schwerpunktprogramm Umwelt des Schweizerischen Nationalfonds wird im Berichtsjahr eine erste Etappe im Sinne des angestrebten Modells eines Spezialprogramms Entwicklungsforschung realisiert. Die DEH und der Nationalfonds finanzieren gemeinsam mit je 3 Millionen Franken Projekte, welche partnerschaftlich getragen sind, was heisst, dass in jedem Projekt Partner aus Entwicklungsländern mitforschen. Fur die DEH zählt die Verwirklichung des vorgeschlagenen Spezialprogramms zu ihren prioritären Aufgaben. Sie legt besonderes Gewicht auf den Einbezug der Süddimension in die Forschung.

6Nach der Auflösung der Arbeitsgruppe übernehmen die vier schweizerischen Akademien (Naturwissenschaften, Geistes– und Sozialwissenschaften, Technische Wissenschaften und Medizinische Wissenschaft) die Verantwortung fur die Umsetzung und Durchführung der vorgeschlagenen Forschungsstrategie, dies in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Nationalfonds. Eine Kommission wird die Arbeiten durchführen, insbesondere die Abklärung vornehmen, welche Partner aus dem Süden an Forschungszusammenarbeit interessiert sind und fur welche Forschungsfragen das grösste Bedürfnis besteht. Weiter soll eine schweizerische zentrale Informationsstelle geschaffen werden.

  • 3  Die erste Auflage des Verzeichnisses "Schweizer Forschung und Entwicklungsländer" ist 1993 erschie (...)

7Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurde durch das Institut fur Entwicklungsstudien in Genf ein Verzeichnis der entwicklungsrelevanten Forschungsinstitute und der Forschenden in der Schweiz erstellt(3).

8Schwerpunktprogramm Umwelt des Nationalfonds

  • 4  Zitat aus der AGENDA vom September 1993, herausgegeben vom Nationalfonds.

9Der Nationalfonds und der ETH–Rat führen sog. Schwerpunktprogramme durch. „Schwerpunktprogramme sind eine neue forschungspolitische Initiative des Bundes, mit denen der Anschluss der schweizerischen Forschung an die internationale Entwicklung gesichert und die Bildung von Schwerpunktzentren an den Hochschulen gefordert werden sollen“(4). 1991 wurden sechs Schwerpunktprogramme lanciert, darunter eines zum Thema Umweltforschung, das vom Nationalfonds durchgeführt wird. Das Schwerpunktrogramm Umwelt ist in sieben Themenbereiche (Module) aufgegliedert, darunter das Modul 7 Entwicklung und Umwelt, welches vorerst aus Kostengründen zurückgestellt worden war und erst im Frühjahr 1993 lanciert wurde, dies unter dem Druck des Handlungsbedarfs in diesem Bereich nach der Umwelt–Konferenz von Rio. Das Modul 7 ist heute Teil der schweizerischen Agenda 21 zur Umsetzung der Rio–Postulate. Das Modul Umwelt und Entwicklung ist auf drei Jahre ausgelegt und mit 6 Millionen Franken dotiert. Es dürften bis 1995 zwischen 15 und 20 Forschungsprojekte und eine Reihe von Pilotprojekten zum Thema Forschungszusammenarbeit mit Partnern in Entwicklungsländern durchgeführt werden.

Quellen

Direktion fur Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe und Schweizerische Akademie fur Naturwissenschaften, Schweizerische Stratégie zur Forderung der Forschung in Entwicklungsländern, Juli 1993 und Dokumentation zur Pressekonferenz vom 24.8.1993 in Bern

NZZ, 26.8.1993 (Nord–Süd–Partnerschaft in der Forschung)

DEH–Pressedienst 20/September 1993 (19 Forschungsprojekte mit dem Süden ausge–schieden)

Die Schwerpunktprogramme des schweizerischen Nationalfonds (Biotechnologie, Infor–matik, Umwelt), in : Volkswirtschaft 12/92

Mitteilungen des NFP 28 (Bulletin Nr. 4/Juni 1992, Nr. 5/Oktober 1992, Nr. 6/Mai 1993)

2. Kulturaustausch : Filme aus Entwicklungsländern in der Schweiz

10Aus den Zahlen der Tabelle Nr. 10 wird ersichtlich, dass der Anteil der Filmimporte aus den Entwicklungsländern an der gesamten Filmeinfuhr der Schweiz sehr gering ist. Von den 2’539 Filmkopien, welche 1992 von der Schweiz importiert wurden, kommen lediglich 44 Kopien, d.h. 1,7 % der Einfuhren aus Entwicklungsländern. (Dieser Anteil ist in den letzten Jahren leicht gestiegen). Rund 80 % der Filmkopien kamen aus den Vereinigten Staaten. Nach einer Pressemitteilung des GATT hat sich der Anteil der Filme aus den USA auf dem europäischen Markt im Durchschnitt von 60,2 % im Jahre 1984 auf 71,5 % 1991 erhöht. In Frankreich ist dieser Prozentsatz im gleichen Zeitraum von 36,8 % auf 58,7 % angestiegen. Den höchsten Anteil verzeichnen Grossbritannien und Irland (1991 mit über 90 %), gefolgt von Griechenland (88 %), Portugal (85 %) und den Niederlanden (83 %). Die amerikanische Film– und Fernsehindustrie macht allein etwa 40 % der Welt–produktion aus.

Tabelle Nr. 10. Filmeinfuhr in die Schweiz
(Anzahl Kopien importierter 16 mm und 35 mm Filme)

Tabelle Nr. 10. Filmeinfuhr in die Schweiz(Anzahl Kopien importierter 16 mm und 35 mm Filme)

Bemerkungen : In dieser Statistik sind die fur Filmklubs oder Filmfestivals importierten Filme nicht berücksichtigt.

Quellen : Die obige Tabelle wurde anhand der Angaben in „Aide fédérale au cinéma“,

Wird der Film eines Filmregisseurs aus einem Entwicklungsland von einem Industrielandkoproduziert, so wird er als Film des betreffenden Industrielandes registriert.

Suppléments du Cinébulletin, Zurich, Centre suisse du cinéma, Mai–Juni 1991, Mai 1992, Juli 1993 erstellt.

11Dieses Ungleichgewicht kommt auch in der Anzahl der Kinobesucher in der Schweiz nach den Herkunftsländern der Filme zum Ausdruck. 1991 haben sich (bei insgesamt 15,4 Millionen Kinobesuchen) 76,8 % der Besucher Filme aus den Vereinigten Staaten, 10,6 % französische Filme und 3,6 % deutsche Filme ange–schaut. Nur 1,9 %der Kinobesucher haben sich schweizerische Filme, 0,6 % Filme aus den Entwicklungsländern und lediglich 0,3 % Filme aus Osteuropa angesehen.

12In der Schweiz werden verschiedene Massnahmen zur Forderung der Einfuhr, der Produktion und des Vertriebs von Filmen von Regisseuren aus Entwicklungsländern getroffen. Die Stiftung Trigon–Film hat sich im Vertrieb solcher Filme in den schweizerischen Kinos spezialisiert. 1992 erzielte sie mit dem argentinischen Film „El Viaje“ einen Erfolg, der in der Schweiz über 100’000 Kinobesuche verzeichnete. Eine Reihe von Filmen aus den Ländern des Südens werden auf dem Dokumentarfilm–Festival in Nyon (im Oktober) und auf dem internationalen Filmfestival in Locarno (im August) vorgeführt. 1992 wurden auf dem Festival von Locarno die beiden ersten Preise an einen Film aus Hongkong und einen Film aus Kasachstan verliehen, und 1993 ging der erste Preis wiederum an einen Film aus Kasachstan. Das Filmfestival in Freiburg und sein Programm „Filme aus dem Süden“, das in verschiedenen Schweizer Städten gezeigt wurde, ermöglichten es im Februar 1993 über 2V000 Kinobesuchern 45 Spielfilme aus Entwicklungsländern zu sehen. Der erste Preis ging gleichrangig an einen syrischen Film („Die Nacht“) und einen chinesischen Film („Ein blutroter Morgen“).

13Das neunte Medientreffen Nord–Sud fand Anfang April 1993 in Genf statt. Das Treffen bietet einen Rahmen fur den Informationsaustausch zwischen Fach–leuten der Medienbranchen (Vertreter von Fernsehketten, nichtstaatliche Organisationen, Produzenten und Regisseure). Eine Reportage der Central Independent Télévision (Grossbritannien) erhielt den ersten internationalen Fernsehpreis von Genf, ein philippinischer Film („Lucia“) erhielt den Preis fur den besten Film im Rahmen des Wettbewerbs unabhängiger Filmregisseure.

141992 wurde die Stiftung fur Filmförderung „Montecinemaveritä“ vom Leiter des Filmfestivals in Locarno gegründet. Diese Stiftung hat zum Ziel, das Film–schaffen von Regisseuren aus den Entwicklungsländern und Osteuropa finanziell zu unterstützen. Sie kann ferner Filmschaffende beraten, die Verbindung zu Filmproduzenten suchen. Die Aufnahme der Tätigkeit der Stiftung wurde jedoch durch Organisations– und Finanzierungsschwierigkeiten erheblich verzögert. Bis Sommer 1993 wurde noch kein einziges Filmprojekt finanziert, während zahlreiche Drehbücher eingereicht wurden. Die DEH hat 150’000 Franken zur Unterstutzung von Filmen aus den Entwicklungsländern bereitgestellt. Hingegen konnte vom Bund kein finanzieller Beitrag in Form von Krediten fur Osteuropa erlangt werden, und private Sponsoren hielten sich mit Beitragsleistungen bisher stark zurück. Zur Finanzierung von 4 bis 6 Filmvorhaben im Jahr wurden jedoch 500’000 Franken benötigt.

15Die Schweiz hat das System der Kontingentierung der Filmeinfuhren ab 1. Januar 1993 abgeschafft.

Quellen

Ciné–Bulletin, Zeitschrift der schweizerischen Filmbranche, August/September 1993 PROCINEMA, Schweizerischer Kino–Verband, Jahresbericht 1991, Bern GATT, Nouvelles de l’Uruguay Round, NUR 069,14 octobre 1993

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Anmerkungen

1  Die Liste der Publikationen des NFP 28 kann bestellt werden bei der Programmleitung NFP 28, Birkenweg 7, 8840 Einsiedeln.

2  Das Projekt ist vom Leiter der Arbeitsgruppe, Thierry A. Freyvogel, im Jahrbuch 1993 ausführlich dargestellt worden.

3  Die erste Auflage des Verzeichnisses "Schweizer Forschung und Entwicklungsländer" ist 1993 erschienen, IUED, Genf. Das Verzeichins enthält Angaben über 250 Institu-tionen, 740 Forscherinnen und Forscher, 420 Forschungsprojekte.

4  Zitat aus der AGENDA vom September 1993, herausgegeben vom Nationalfonds.

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Abbildungsverzeichnis

Titel Tabelle Nr. 10. Filmeinfuhr in die Schweiz(Anzahl Kopien importierter 16 mm und 35 mm Filme)
Beschriftung Bemerkungen : In dieser Statistik sind die fur Filmklubs oder Filmfestivals importierten Filme nicht berücksichtigt.
Abbildungsnachweis Quellen : Die obige Tabelle wurde anhand der Angaben in „Aide fédérale au cinéma“,
URL http://0-journals-openedition-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/sjep/docannexe/image/1410/img-1.png
Datei image/png, 220k
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Zitierempfehlung

Papierversionen:

„IV. Kultur und Wissenschaft“Schweizerisches Jahrbuch für Entwicklungspolitik, 13 | 1994, 108–112.

Online-Version

„IV. Kultur und Wissenschaft“Schweizerisches Jahrbuch für Entwicklungspolitik [Online], 13 | 1994, Online erschienen am: 04 Juni 2013, abgerufen am 19 Februar 2025. URL: http://0-journals-openedition-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/sjep/1410; DOI: https://0-doi-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/10.4000/sjep.1410

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