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Varia

Von Paul Abadie zu Yves-Marie Froidevaux

Die Clochetons der Kathedrale Saint Front in Périgueux - traditionell in der Form, zeitgenössisch im Dekor
From Paul Abadie to Yves-Marie Froidevaux. From traditional pinnacles to contemporary décor
Kerstin Wittmann-Englert
Traduction(s) :
De Paul Abadie à Yves-Marie Froidevaux [fr]

Résumés

Die Kathedrale St. Front von Périgueux beeindruckt durch die Vielzahl von Kuppeln und Türmchen, die die Dachlandschaft beleben. Diese Silhouette verdankt sich dem Architekten Paul Abadie, der gut dreißig Jahre (1852-1883) an der Kathedrale tätig war. Doch nicht sein Wirken, sondern das von jungen Studentinnen und Studenten im Atelier pratique der École des Beaux-Arts aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht im Zentrum dieses Beitrags. Einige der Künstlerinnen und Künstler – so Jean-Claude Athané, Geneviève Bourdet und Philippe Scrive – , die damals an der Kathedrale von Périgueux arbeiteten, konnten wir ausfindig machen. Damit ist dies auch eine Geschichte, die von einer kurzen, künstlerisch kreativen Phase der Denkmalpflege berichtet, die eng mit dem Namen Yves-Marie Froidevaux verbunden ist. Er hatte ab 1939 als Architecte en Chef des Monuments Historiques die Verantwortung für die unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke des Département Dordogne und damit auch für Saint Front in Périgueux, bis er 1974 zum Inspecteur Général des Monuments Historiques ernannt wurde. Dieser kurze Ausflug ins Zeitgenössische ist mittlerweile aus der Nähe zu betrachten dank der Laufgänge, die im Sommer 2019 auf dem Dach angelegt wurden und auch zu zwei der drei modern gestalteten Türmchen führen, die Thema dieses Beitrages sind.

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Dédicace

Dieser Beitrag ist dem Bildhauer Jean-Claude Athané, verstorben am 22. Dezember 2020, gewidmet, der uns auf die Spur der an der Restaurierung beteiligten Studentinnen und Studenten führte.

Texte intégral

  • 1 Jean-Claude Athané gemäß einer schriftlichen Mitteilung vom 6.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert. W (...)

1"Il fallait respecter les chapiteaux en tant que chapiteaux",1 wie Jean-Claude Athané es pointiert formulierte. Er gehörte zu den Studenten der Ecole des Beaux-Arts, die Mitte der 1950er und zu Beginn der 1960er Jahre im Rahmen zweier Restaurierungen für die Kathedrale St. Front in Périgueux Kapitelle, Friese und Kuppelbekrönungen schufen: Eine geschickte Übersetzung tradierter Formen in die zeitgenössische Sprache und Motivik.

2Die Dachlandschaft von St. Front ist stadtbildprägend: Aus welcher Richtung man sich ihr auch annähert, wirkt sie wie ein Gebirge aus Kuppeln [Abb. 1].

Abbildung 1

Abbildung 1

St. Front in Périgueux, Dachlandschaft von Süden, 2019.

© Eckart Wittmann.

3Die Kirche, die im Grundriss der Gestalt eines griechischen Kreuzes folgt, ist mit fünf Kuppeln bedeckt: eine über jedem Kreuzarm und eine weitere über der Vierung [Abb. 2].

Abbildung 2

Abbildung 2

St. Front in Périgueux, Kuppelschema, 1973.

© Médiathèque de l’architecture et du patrimoine.

  • 2 Zu den Maßen vgl. Handskizze: Mediathèque d’Architecture et du Patrimoine (im Folgenden: MAP), Froi (...)

4Jede von ihnen ruht auf einem Tambour, welcher sich nach oben leicht verjüngt, ist annähernd halbkreisförmig ausgebildet und wird von einer Laterne bekrönt. Hinzu kommen zwölf weitere clochetons: turmartige Bekrönungen, die in ihrer Funktion an gotische Fialen denken lassen, da sie vermutlich den Kuppelschub als Gewichte stabilisieren, die auf den mächtigen Kuppelpfeilern liegen. Diese zwölf clochetons werden von viereckigen Pyramidenstümpfen getragen und entsprechen im Aufbau den Laternen auf den fünf Kuppeln: Jeweils sechzehn schlanke Säulenschäfte mit einem Durchmesser von 22 cm und einer Länge von 130 cm, mit Plinthe und Basis, Kapitell und Abakusplatte tragen ein gut 60 cm hohes Gebälk.2 Es besteht aus einem schmalen Architrav, einer undekorierten Frieszone und einem Gesims mit Ornamentfries. Darüber erhebt sich ein spitzes Kuppeldach mit einer Bekrönung, die motivisch zwischen Pinienzapfen, geschlossener Knospe und züngelnder Flamme variiert.

  • 3 Von Thierry Barritaud, Ingenieur der DRAC, liegt eine Broschüre mit einer knappen monografischen Da (...)

5Drei der clochetons stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags. Sie datieren aus den Jahren 1955/56 und 1960/61 und blieben mit ihrer zeitgenössischen Bauplastik bislang weitgehend unbemerkt.3 Ein genaueres Hinschauen lohnt sich indes und wird seit Juni 2019 durch einen neu errichteten Dachrundgang ermöglicht, von dem aus immerhin zwei dieser drei modernen clochetons aus der Nähe betrachtet werden können.

6Auf der Basis eigener Beobachtungen und Fotografien der Jahre 2010–2019, der Auswertung von Archivmaterial aus Paris und Périgueux und nicht zuletzt den Informationen einiger der an der Arbeit beteiligten Bildhauerinnen und Bildhauer, die wir ausfindig machen konnten, sei hier ihre Geschichte erzählt.

Paul Abadie restauriert

  • 4 Ausst.Kat. Paul Abadie. Architecte 1812-1884, Katalog der Ausstellung im Musée national des Monumen (...)

7Die heutige Silhouette der Kathedrale von Périgueux ist im Wesentlichen das Werk des Architekten Paul Abadie. Er erforschte ab 1844 im Auftrag der Commission des Monuments Historiques Bauwerke im südwestlichen Frankreich und wurde drei Jahre später zum Revisor des Comité des Edifices diocésains sowie zum Diözesanarchitekten für Angoulême, Périgueux und Cahors ernannt. An der Kathedrale von Périgueux war er gut dreißig Jahre tätig: 1852–1883. Zu Beginn verhältnismäßig zurückhaltend mit seinen Interventionen, ließ Abadie zwischen 1854 und 1879 alle fünf Kuppeln nebst Pfeilern, Pendentifs und Bögen abtragen und durch neue Konstruktionen ersetzen.4

  • 5 Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel: Restauration, in: ders.: Dictionnaire raisonné de l’Architecture f (...)
  • 6 Zu Paul Abadies Restaurierungen vgl. Wittmann-Englert, Kerstin: Konstruiertes Mittelalter. Paul Aba (...)
  • 7 AUBERT Marcel: L’Art français à l’époque romane. Architecture et sculpture, Bd. II, Paris 1930, S. (...)
  • 8 Ausst.Kat. Paul Abadie, 1988, S. 121.
  • 9 Viollet-le-Duc: Rapport sur l’église de St.-Front, Cathédrale de Périgueux, o. J.: Mediathèque d’ar (...)

8Diese Kathedrale stellt ein typisches Beispiel französischer Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts dar, welche bis heute in dem häufig zitierten Satz ihres wohl bekanntesten Vertreters Viollet-le-Duc zusammengefasst wird: „Restauration - Le mot et la chose sont modernes. Restaurer un édifice, ce n’est pas l’entretenir, le réparer ou le refaire, c’est le rétablir dans un état complet qui peut n’avoir jamais existé à un moment donné.“5 Eine Einstellung, die durchaus auch Paul Abadie geprägt haben dürfte, wenngleich dieser sich in einem wichtigen Punkt von Viollet-le-Duc unterschied: Abadie wählte zumeist regionale Formen zum Vorbild.6 Ebenso wie die Kuppelkirche geht auch der Glockenturm auf das 12. Jahrhundert zurück. Dem französischen Kunsthistoriker Marcel Aubert zufolge war der 1120 begonnene Neubau von St. Front spätestens 1173, dem Jahr einer für die Kirche bedeutenden Translation bischöflicher Gebeine, abgeschlossen.7 Im Jahr 1841 erfolgte die Klassifizierung als Monument Historique und ein Mitglied der Commission des Monuments Historiques, Maximilien Lion, bescheinigte dem Bauwerk in einem Bericht vom 10. August 1842, abgesehen von einigen Rissen auf der Höhe des umlaufenden Gesimses, einen einigermaßen guten Erhaltungszustand.8 Darin eingeschlossen waren die Kuppeln, die Lion bei der Begehung des Dachraumes begutachtet hatte. Von außen waren diese zu jener Zeit nicht sichtbar, da sie von Walmdächern, flankiert von Pultdächern über den Abseiten, verdeckt wurden. Viollet-le-Duc sprach sich in einem undatierten Bericht zur Kathedrale von Périgueux für eine Silhouette mit Kuppeln aus und hob im Übrigen die „solidité inaltérable“ der Kathedrale hervor, mit der Schlussfolgerung, dass eine Restaurierung keine hohen Kosten verursachen würde.9 Dies war ein Trugschluss, wie sich später zeigte.

9Im Folgenden richtet sich der Blick auf Maßnahmen der 1950er- und 1960er-Jahre und somit auf spätere Schichten, die freilich nicht ohne Paul Abadie zu denken sind. Die Restaurierung durch diesen Architekten, in welcher man auch den Architekten von Sacre-Coeur in Paris wiedererkennt, bildet die Grundlage für alles später an St. Front Unternommene.

Ein schwieriges Erbe?

  • 10 Protokoll der Sitzung des Comité Consultatif des Monuments Historiques vom 17.4.1950: MAP, Froideva (...)
  • 11 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux vom 23.1.1946: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.
  • 12 Bericht an die Commission des Monuments Historiques vom 23.1.1947: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. (...)
  • 13 Bericht des Architecte en Chef des Monuments Historiques Charles-Henri Besnard, Restauration d’un c (...)
  • 14 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux an den Directeur général Louis Hautecoeur, Ministère Instructio (...)
  • 15 Vgl. hierzu ein kurzer Bericht vom 17.9.1990 von Bernard Fonquernie, Architecte en Chef des Monumen (...)
  • 16 Bericht des Inspecteur Général des Monuments Historiques Henri Nodet vom 31.12.1932: MAP, Dordogne, (...)

10„Nous sommes maintenant esclaves de la restauration qui a été effectuée et qu’il est difficile de la modifier“, wie das Comité Consultatif des Monuments Historiques im April 1950 festhielt.10 Als Abadies Sklave dürfte sich Yves-Marie Froidevaux (1907–1983) nicht gesehen haben. Ab 1939 hatte er als Architecte en Chef des Monuments Historiques die Verantwortung für die unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke des Département Dordogne und damit auch für Saint Front in Périgueux, bis er 1974 zum Inspecteur Général des Monuments Historiques ernannt wurde. Einen Tag vor Heiligabend 1946 erklärte Froidevaux dem Ministre de l’Education Nationale in einem ausführlichen Schreiben seine Sicht auf das Erbe Abadies: „Les historiens et les architectes peuvent regretter une restauration aussi radicale, sans doute, mais la question n’est plus là. St. Front nous est parvenu complètement repensé par un homme du XIXo sc. […] les polémiques suscitées par cette restauration ne sont pas mȇme terminées, nous devons transmettre loyalement aux générations qui nous suivront cette oeuvre d’un de nos proches anciens.“11 Auch wenn man dem Restaurierungsergebnis kritisch gegenübersteht, so der Tenor Froidevaux‘, bleibt es als solches zu achten, da es zur Geschichte des Bauwerks gehört. Darüber hinaus wies Froidevaux wiederholt darauf hin, dass „le caractère et l’aspect de Saint Front est devenu classique. Ils ont été popularisés par la photographie, l’affiche, les peintures. La silhouette si connue des touristes est chère aux Périgourdins.“12 Dass es gleichwohl verschiedentlich Diskussionen über die Erhaltung der Abadie’schen Kuppellandschaft gab, mag sich nicht zuletzt auf deren hohen Restaurierungsbedarf zurückführen lassen. Aus den zahlreichen Berichten zu den Restaurierungsmaßnahmen der Kathedrale von Périgueux, die im Archiv der Médiathèque de l’Architecture et du Patrimoine in Paris aufbewahrt werden, zeigt sich eines deutlich: Das im Dachbereich verwendete Material – es handelt sich um einen Kalkstein aus Chancelade, der für die Unterbauten der clochetons verwendet wurde, und einen Stein aus Périgueux – hatte seine Schwächen. Schon in den 1930er- und 1940er-Jahren wurde über dringend notwendige Restaurierungen berichtet, um ein Herabfallen der clochetons zu verhindern.13 Dem verwendeten Stein mangelte es an Festigkeit. Zudem war er en delit, also gegen seine Bettung, aufgestellt, was die Stabilität in hohem Maße beeinträchtigte.14 Die en-délit-Technik ist uns von den Diensten der Pfeiler gotischer Kirchen bekannt, also aus Innenräumen, während der Stein der clochetons und Laternen der Kathedrale von Périgueux stetig der Witterung ausgesetzt ist – mit dem Ergebnis, dass die äußeren Schichten teils der Länge nach abblätterten. Die Archivdokumente enthalten darüber hinaus etliche Hinweise auf die mindere Qualität des Steines.15 Kurzum: Keine 50 Jahre nach Fertigstellung der 1883 abgeschlossenen Neugestaltung durch Paul Abadie zeigte sich hoher Restaurierungsbedarf im Dachbereich der Kathedrale. Die zu treffenden Entscheidungen waren dabei, wie bereits festgestellt, untrennbar verbunden mit der Frage, welchen (Erhaltungs-)Wert man den radikalen Neuerungen Paul Abadies Mitte des 20. Jahrhunderts beimaß. Auch der Verzicht auf Laternen und clochetons wurde diskutiert. Davon zeugt u. a. ein Schreiben mit der Idee des damaligen Chefarchitekten Charles-Henri Besnard, einen der clochetons, der als Schornstein fungierte und die Heizungsluft aus dem Kathedralinneren abführt, durch einen schlichten Schornsteinaufsatz zu ersetzen.16

  • 17 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux vom 20.1.1940 mit undatierter Antwort des Ministère de l’Instru (...)
  • 18 Saint Front, Devis descriptif et estimatif. Travaux à exécuter en vue de Réparation des clochetons (...)
  • 19 Vgl. Rechnung von Maxime Chiquet und Schreiben von Yves-Marie Froidevaux, beide vom 11.10.1951: MAP (...)

11Auch wenn Besnard schon in den 1930er-Jahren wiederholt auf die Gefahren herabfallender Türme hingewiesen hatte, geschah zunächst nichts. Auch sein Nachfolger Yves-Marie Froidevaux behielt das Thema im Blick und warb für den Austausch der clochetons auf der Nordseite, da diese in einem besonders schlechten Zustand seien. Dem wurde kurze Zeit später vom Ministère de l’Instruction Politique zwar stattgegeben, doch die bewilligten Maßnahmen blieben wohl kriegsbedingt zunächst unausgeführt.17 Ab 1946 bezeugen die Archivalien einen regen Austausch über die clochetons zwischen Ministerium und Denkmalpflege. Yves-Marie Froidevaux schlug Ende 1946 eine auf mehrere Jahre angelegte umfassende „reparation“ der clochetons vor. 1949 wurde der Bildhauer Maxime Chiquet mit der Restaurierung von dreien (Abb. 2, „B“ und „E“) beauftragt – und zwar „d’après le modèle existant“ 18, sprich: Kapitelle, Friese und Bekrönungen sollten in der Gestalt jenen des 19. Jahrhunderts entsprechen, was denn auch in diesem Sinne ausgeführt wurde [Abb. 3]. Als Stein wählte man den von Chauvigny, da er deutlich härter und fester war.19

Abbildung 3

Abbildung 3

St. Front in Périgueux, Westkuppel von Südwesten mit Kapitellen des Atelier Chiquet, 2019.

© Eckart Wittmann.

  • 20 Bericht von Yves-Marie Froidevaux vom 23.1.1947: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

12Von den verschiedenen Möglichkeiten des Umgangs mit Denkmalen, die Ende der 1940er Jahre in Frankreich diskutiert wurden, gehörte auch die Idee einer Wiederherstellung eines längst verlorenen Zustandes. In Saint Front bot sich diese Alternative „de rétablir un état primitif“20 mangels Dokumentation des mittelalterlichen Zustandes nicht. Dort restaurierte man überwiegend nach dem Vorbild Paul Abadies.

13Eine Ausnahme bilden die bereits erwähnten drei clochetons mit moderner Gestaltung aus der Mitte der 1950er und beginnenden 1960er Jahre. Sie belegen, dass es Froidevaux ab Mitte der 1950er Jahre für eine Zeitspanne von rund sechs Jahren gelang, dieses Bauwerk im Detail behutsam zu modifizieren und zu modernisieren.

Innovation statt Imitation

14Während also die meisten der heute existierenden clochetons, unter denen auch solche der 1970er- und 1990er-Jahre sind, dem Vorbild Abadies folgen, weisen drei clochetons eine Bauplastik mit vielfach zeitgenössischer Thematik in neuer, indes auf Grundformen mittelalterlicher Bauplastik rekurrierender zeitgemäßer Formensprache auf.

15Im Grundriss [Abb. 2] der Kuppellandschaft sind sie bezeichnet mit den Buchstaben „F“, „G“ und „H“. Die beiden erstgenannten „F“ und „G“ flankieren die Nordkuppel auf der Nordseite (Abb. 4 und 5), der dritte mit „H“ gekennzeichnete steht nordwestlich der Westkuppel (Abb. 6). Sie lassen alle drei eine Auseinandersetzung mit mittelalterlicher Kapitellplastik erkennen, ohne diese zu imitieren. Die zwei clochetons nördlich der Nordkuppel datieren aus den Jahren 1955/56, derjenige an der Westkuppel von 1960/61 – eine zeitliche Differenz von nur wenigen Jahren, die sich gleichwohl an Ausführung und Motivik ablesen lässt, ebenso an erheblicher Erweiterung gestalterischer Freiheiten.

Abbildung 4

Abbildung 4

St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel, 2019.

© Eckart Wittmann.

Abbildung 5

Abbildung 5

St. Front in Périgueux, nordwestlicher Clocheton der Nordkuppel, 2019.

© Eckart Wittmann.

Abbildung 6

Abbildung 6

St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Westkuppel, 2019: Die Kapitelle der rechten Bildhälfte wurden von Jean-Claude Athané angefertigt. Sie zeigen einen Boxkampf, die Tour de France, ein Liebespaar und einen Cellospieler.

© Eckart Wittmann.

16In der ‚Modernisierung‘ traditioneller Motive offenbaren sich Vielfalt und teils auch Witz. So zeigt beispielsweise der umlaufende Fries am Gesims des clocheton nordwestlich der Nordkuppel – anstelle des Palmettenfrieses an den klassisch geschmückten clochetons – einen Rapport aus schwimmenden Schwänen und sich aufbäumenden Pferden [Abb. 7]. Das lässt an Tierfriese auf Fassaden romanischer Kirchen des 12. Jahrhunderts wie jenen am Südportal der Kirche St. Pierre in Aulnay [Abb. 8] denken.

Abbildung 7

Abbildung 7

Nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel. Das Kapitell mit den Elefanten stammt von Philippe Scrive.

© Eckart Wittmann.

Abbildung 8

Abbildung 8

Südportal der Kirche Saint-Pierre d’Aulnay, 12. Jh., September 2007.

© Eckart Wittmann.

17Die Kapitelle dieses clocheton sprechen eine gänzlich andere Sprache als jene, die fünf Jahre zuvor von dem Bildhauer Maxime Chiquet in klassischer Manier gefertigt wurden: Chiquet beschränkte sich auf traditionelles Blattwerk, das eng am Kapitellkorpus anliegt [Abb. 3]. Seine Kapitelle bilden ein flaches Relief aus, aus dem, wenn überhaupt, allein die Ecken vollplastisch hervortreten. Strukturell gilt diese Differenzierung von Flach- und Hochrelief auch für die Kapitelle des modernen clocheton nordöstlich der Nordkuppel – mit dem Unterschied, dass es sich dort um eine Variation von Tieren, Pflanzen und auch Figuren handelt. An die Stelle von Eckvoluten treten die Köpfe der dargestellten Tiere, etwa von tanzenden Delphinen, die einen Ball zwischen sich balancieren, Schlangen, tanzenden Löwen und Pferden oder die Fäuste eines Affen. Das Repertoire ist groß, die Einpassung in das vorgegebene Volumen virtuos.

18Die beiden Clochetons aus der Mitte der 1950er Jahre entsprechen einander in Struktur und Motivik. Auf ihren Kapitellen finden sich unter anderem Bären, Trompeten, auf Bällen balancierende Elefanten oder auch Figuren, die an Keith Harings schematisierte Männlein denken lassen. Infolge des witterungsbedingten Verfalls der Oberflächen ging aber vielleicht so manche Binnenstruktur verloren.

  • 21 Vgl. Quitterie Cazes/Maurice Scellès: Le Cloȋtre de Moissac, Bordeaux, 2001.

19Die Trompeten stechen nicht nur motivisch hervor, sondern auch durch eine andersartige Gliederung des Volumens: Die Instrumente wirken weniger aus dem Stein herausgearbeitet, als vielmehr dem Kapitellkern aufgesetzt. Außerdem verzichtete der oder die namentlich uns nicht bekannte Künstler(in) auf die Symmetrie in der Fläche, die bei den anderen Kapitellen in die romanische Bauplastik verweist – man denke nur an die Kapitellplastik im Kreuzgang von Moissac.21 Hier stand folglich die Bauplastik jenes Jahrhunderts Pate, in welchem die Kathedrale entstanden ist. Beide clochetons bleiben in der Fernwirkung gleichwohl nah am Vorbild des 19. Jahrhunderts.

  • 22 Bulletin de la Société historique et archéologique du Périgord, 84. Jg., 1957, S. 96.
  • 23 Schreiben von Max Sarradet an Yves-Marie Froidevaux vom 7.6.1957: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. F (...)

20Allerdings wurden die Bekrönungen der beiden nördlichen clochetons nach ihrer Fertigstellung sehr wohl als moderne Zutaten erkannt und nicht allseits als angemessen empfunden, wie die Bemerkung des damaligen Generalsekretärs der Société Historique et Archéologique du Périgord, Géraud Lavergne, belegt. Er fragte sich in einer veröffentlichten Notiz des von der Société herausgegebenen Bulletins, warum in diesen beiden Fällen die Pinienzapfen durch „des motifs sculptés parfaitement insolites et déplacés par rapport à la décoration générale de l’edifice“ ersetzt worden sind [Abb. 9 und 10].22 Eine Frage, mit der er sich auch an das Ministère de l’Education Nationale wandte, welches sie an Froidevaux weitergab, von dem in den Archivalien keine Antwort überliefert ist. Auf dem Schreiben des Ministeriums findet sich allerdings der handschriftliche Hinweis: „pas de réponse convenable à faire“23, der vermutlich aus dem Büro von Froidevaux hinzugefügt worden ist. Den auf den Schultern stehenden Akrobaten, der einen Ball auf den gekreuzten Beinen balanciert, schuf der gebürtige Kanadier Philippe Scrive, ebenso wie eines der Elefanten-Kapitelle (Abb. 7), und die Zirkuspferde sind laut Athanés Erinnerung ein Werk des verstorbenen Künstler Jacques Bourdet.

211960/61 entstand die Bauplastik für den clocheton aus den frühen 1960er Jahren („H“) mit einer höchst außergewöhnlichen Ikonografie [Abb. 10]. Die Kapitelle stechen klar hervor mit ihrer zeitgenössischen Thematik und Formensprachen. Auch wenn die gleichfalls bearbeiteten Seitenflächen durch das dichte Interkolumnium in den Hintergrund treten, erzählt jedes Kapitell eine eigene Geschichte, die virtuos auf die Stirn- und die beiden Seitenflächen gebannt wurde. Wir sehen Berufe wie Maurer, Küfer, Bauer und Hufschmied, einen Beichtstuhl mit Priester und beichtender Frau, Seite an Seite mit einem Kapitell, das eine recht freizügig bekleidete Frau mit zwei Begleitern zeigt, oder auch Lehrende und Lernende.

Abbildung 9

Abbildung 9

St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel.

© Eckart Wittmann.

Abbildung 10

Abbildung 10

St. Front in Périgueux, Spitze mit Zirkuspferden des nordwestlichen Clocheton der Nordkuppel.

© Eckart Wittmann.

  • 24 Jean-Claude Athané gemäß einer schriftlichen Mitteilung vom 6.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert.

22Zu den Höhepunkten dieses clocheton gehören ein Ringkampf mit Fuß und Faust als Voluten, zwei Radrennfahrer der Tour de France, die Filmaufnahme eines Liebespaares mit Scheinwerfer und Filmrollen der Kamera als Voluten oder auch ein Cellospieler, dessen Kopf an die Stelle einer Volute tritt, während die Mitte durch den Cellohals betont wird. Das Pendant zum Kopf des Cellospielers bildet eine Schulter, die – wiederum am Ort der Eckvolute – zu einem nach hinten gewandten, auf einem Hocker sitzenden Mann gehört. Kopf und Schulter als Eck-Pendants finden sich auch auf dem Kapitell mit den beiden Radrennfahrern. Die meisten dieser Kapitelle, die sich nicht nur motivisch, sondern auch in den Handschriften deutlich voneinander unterscheiden, übersetzen klug und humorvoll die klassische Kapitellgliederung – ganz im Sinne von Jean-Claude Athanés eingangs zitierter Feststellung, die er pointiert abrundete mit den Worten: „Respecter la structure des chapiteaux. Point forts sur les angles.“24

23Athané arbeitete an allen drei clochetons mit: von ihm stammen die Friese der ersten beiden clochetons mit Schwänen und Pferden sowie Dromedaren und Schlangen, die Kapitelle mit den Affen und Bären oder auch Rücken an Rücken sitzenden Zirkuselefanten [Abb. 5], die ihre Rüssel elegant zu Voluten formen. Die dort zu beobachtende motivische Symmetrie der Darstellungen gab der Künstler beim dritten clocheton auf, für das er u. a. die drei benachbarten Kapitelle mit der Tour de France, dem Liebespaar [Abb. 11] und dem Cellospieler fertigte. Sie alle belegen den Einfallsreichtum des damaligen Studenten der Bildhauerei im Umgang mit der vorgegebenen Kapitellform. Doch damit war Athané nicht allein, wie die beiden Studierenden mit Schriftrollen [Abb. 12] zeigen: Ausdrucksvolle Köpfe, weich gerundete Formen und dynamisch gerollte Rotuli beleben den Korpus dieses Kapitells, dessen Autor(in) uns leider nicht bekannt ist.

Abbildung 11

Abbildung 11

St. Front in Périgueux, drei Kapitelle des Bildhauers Jean-Claude Athané auf dem nordwestlichen Clocheton der Westkuppel.

© Eckart Wittmann.

Abbildung 12

St. Front in Périgueux, Kapitell mit Studierenden auf dem nordwestlichen Clocheton der Westkuppel.

© Eckart Wittmann.

24Zu sehen sind eigenständige Werke junger, fantasiebegabter Künstler und Künstlerinnen, die sich auf der Kathedrale in einer vermutlich eher ungewohnten Aufgabe üben durften: dem freien Motiv, gestaltet mit bisweilen überbordender Fantasie, aber stets gebunden durch eine vorgegebene Grundform.

25Alle hier genannten Bildhauerinnen und Bildhauer haben eines gemeinsam: sie studierten in den Ateliers pratiques der Ecole des Beaux-Arts.

„L’Atelier pratique“

  • 25 Vgl. beispielsweise Froidevaux‘ Bericht vom 26.11.1954: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/3 (...)
  • 26 Die Einschreibelisten („Présence des elèves dans les ateliers“) werden in den Archives Nationales i (...)
  • 27 Schreiben von Froidevaux vom 24.7.1957: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

26Und damit kommen wir zur wichtigen Frage der Autor*innenschaft. Einige Namen wurden bereits genannt, womit schon ein Teil des Forschungsergebnisses aufgezeigt ist, da sie in den offiziellen Unterlagen der Restaurierungen nicht vorkommen. Jedem Auftrag ging ein Bericht des Chefarchitekten voraus mit Zustandsbeschreibung und Intention der jeweiligen Maßnahme sowie einer Programmskizze zu den projektierten Maßnahmen. Über mehrere Jahre beschränkte sich Froidevaux hierbei in Bezug auf die Skulptur darauf, die zu fertigenden Teile zu benennen: Bekrönungen, Kapitelle und Friese. Nur bei der Erneuerung der nördlichen clochetons findet sich in den Berichten der aufschlussreiche Zusatz: „Ce travail pourrait peut-ȇtre s’executer en utilisant les capacités de l’atelier pratique de l’ecole des Beaux-Arts“.25 Angesprochen sind damit die Bildhauerklassen der Ecole des Beaux-Arts: Mitte der 50er-Jahre unterrichteten drei bis vier Professoren, Anfang der 60er-Jahre vier bis sechs Professoren wöchentlich kleinere Gruppen, deren Teilnehmer*innen in handschriftlich geführten Anwesenheitsbüchern mit ihren Nachnamen erfasst wurden.26 Einer der Lehrenden war Georges Saupique, der von Yves-Marie Froidevaux in einem an Monsieur le Conservateur des Monuments Historique gerichteten Schreiben vom 24. Juli 1957 namentlich genannt wurde; ein Schreiben, das insofern von besonderem Interesse ist, als es der einzige Beleg dafür zu sein scheint, dass Froidevaux die Bildhauerklasse von Georges Saupique beauftragte: „Ces premières expériences nous ont incité a faire appel à de jeunes artistes travaillant sous la direction du sculpteur SAUPIQUE, suivant les conseils d’ailleurs de l’Inspection Générale (1953). Comme les sculpteurs du Moyen Age ceux-ci travaillent en taille directe, c’est à dire sans maquette et suivant un thème d’imagination, arbitrairement choisi, comme il était de règle dans les parties hautes des édifices, où les figures les plus diverses et les plus imprévues donnent cet aspect si savoureux à nos édifices anciens. La première réalisation sur les deux clochetons Nord justifie pleinement cette façon de faire.“27 Auffällig ist der wiederholte Hinweis auf fehlende Modelle in dem Schreiben, wodurch – ob so beabsichtigt oder nicht – motivische und stilistische Diskussionen unterbunden wurden. Auf diese Weise schützte Froidevaux die Entwürfe der Studierenden vor kritischen Kommentaren, ermöglichte Spontaneität und gab Gestaltungsfreiheit. Indes dürfte der Verzicht auf vorherige Diskussion von Thematik und Ausführung mit dafür verantwortlich geworden sein, dass die zeitgenössische Bauplastik nicht nur von offizieller Seite nicht wahrgenommen oder gar wertgeschätzt wurde.

  • 28 Hier Geneviève Bourdez in einer Mail vom 13.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert: „Cela n’est pas par (...)

27Die Einschreibelisten der ateliers pratiques führten uns zu Jean-Claude Athané, Philippe Scrive, Geneviève Bulloz (später: Bourdet) und Jacques Bourdet. Geneviève Bulloz bildete dabei eine interessante Schnittstelle: Obgleich Ende der 40er- bis Mitte der 50er-Jahre in der Bildhauerklasse von Georges Saupique eingeschrieben, wirkte sie nicht an den drei modernen clochetons mit, sondern an jenen ‚klassischen‘ des Ateliers Chiquet, die den modernen zeitlich vorausgingen. Geneviève Bulloz war die Nichte von Froidevaux, der ihr zufolge Georges Saupique aber nicht über sie kennengelernt hatte.28

  • 29 Bericht von Froidevaux: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

28Die clochetons der Kathedrale von Périgueux bildeten im Werk der genannten Künstler und Genevieve Bourdets den Beginn ihrer Auseinandersetzung mit Monuments Historiques. Sowohl Philippe Scrive als auch Geneviève und Jacques Bourdet arbeiteten später für die Kathedralen von Reims und Chartres, dort allerdings in rekonstruierender Weise. Umso wichtiger scheint es uns, das hier aufgezeigte kleine Zeitfenster von sechs Jahren – 1955/56 bis 1960/61 – bewusst zu reflektieren, da es eine spezifische Haltung innerhalb der Denkmalpflege dokumentiert. Und zwar eine, die sich in Périgueux in besonderer Weise mit der Person von Yves-Marie Froidevaux verbindet. Als nämlich in der ersten Hälfte der 70er-Jahre erneut Handlungsbedarf entstand und die Laterne auf der Ostkuppel ausgetauscht werden sollte [Abb. 2, „C“] vermerkte Froidevaux in dem entsprechenden Bericht vom 3. Oktober 1973: „Ce travail pourrait ȇtre confié au sculpteur qui avait exécuté les derniers chapiteaux réalisés.“29 Damit müsste der clocheton der beginnenden 60er-Jahre gemeint sein, da die Akte von Froidevaux im MAP keine weitere Auftragsvergabe zwischen 1961 und 1973 im Bereich der clochetons aufweist. Wen Froidevaux allerdings genau aus der Equipe von Saupique, der 1961 gestorben war, im Blick hatte, ist nicht zu klären. Realisiert wurde seine Absicht nicht. Nachdem er 1974 nach Paris gegangen war, fand die nächste Restaurierung 1975 stattdessen mit klassischem Dekor statt. Der kurze Ausflug ins Zeitgenössische war damit vorüber.

Fazit

  • 30 SAUPIQUE Georges: Quelques Reflexions sur le problème de la sculpture dans la restauration, in: Con (...)

29Bis 2019, vor Errichtung des Laufganges auf dem Dach, waren die hier vorgestellten drei clochetons noch leicht zu übersehen. Sie finden sich aus der Fußgängerperspektive in solcher Entfernung, dass sie vom menschlichen Auge – so es auf optische Hilfsmittel verzichtet – unbemerkt bleiben. Den Denkmalpfleger Yves-Marie Froidevaux und den Bildhauer Georges Saupique verband offensichtlich die Erkenntnis, dass die eigene Zeit sich auch in Monumente von historischer Bedeutung einschreiben darf: In einer Reflexion über die Probleme der Bildhauerei in der Restaurierung konstatierte Saupique, dass eine Vielzahl von Beispielen belege, wie jede Epoche ihren eigenen Stil ausprägt. Vermutlich mit Blick auf das historische Stile adaptierende 19. Jahrhundert fragte er, warum das 20. Jahrhundert bei Restaurierungen auf zeitgenössische Interventionen verzichte.30 Saupique sprach sich für die Teilnahme junger, talentierter und vor allem passionierter Künstler und Künstlerinnen in der Restaurierung aus. In Périgueux vermochten die Beteiligten vor allem beim dritten clocheton eine sehr weltliche, zuweilen auch freizügige Thematik zu entwickeln, ohne mit der (Kapitell-)Form zu brechen – erinnert sei an aus verschiedenen Körperteilen und Dingen geformte Voluten. Auf überzeugende, ja exzeptionelle Weise ist es den Künstler*innen gelungen, sich in das kulturelle Erbe einzuschreiben: mit Respekt und individuellen Handschriften, die es verdient haben, aus der Anonymität befreit zu werden.

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Notes

1 Jean-Claude Athané gemäß einer schriftlichen Mitteilung vom 6.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert. Wir danken seinem Sohn Alexandre Athané für die Vermittlung unserer Fragen. Jean-Claude Athané führte uns auf die Spur einiger der an den modernen clochetons beteiligten Studentinnen und Studenten. Dieser Beitrag erschien unter dem Titel "Von Paul Abadie zu Froidevaux - Saint Front in Périgueux weitergebaut" in der Festschrift "Denkmalwelten und Erbediskurse. Für Gabi Dolff-Bonekämper", herausgegeben von Simone Bogner, Sylvia Butenschön, Jurek Elzanowski u.a., Berlin 2021, S. 206-221. Alle Fotografien stammen von Eckart Wittmann, der uns auf das Thema aufmerksam machte und an der Recherche beteiligt war.

2 Zu den Maßen vgl. Handskizze: Mediathèque d’Architecture et du Patrimoine (im Folgenden: MAP), Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12. An dieser Stelle sei Monsieur Jean-Charles Forgeret (MAP) für spontane Hilfsbereitschaft beim Ermitteln benötigter Akten und viele Information gedankt.

3 Von Thierry Barritaud, Ingenieur der DRAC, liegt eine Broschüre mit einer knappen monografischen Darstellung vor: Les clochetons de la cathédrale de Saint Front. Diese nennt das Atelier Maxime Chiquet als Urheber der modernen Bauplastik ; eine Zuschreibung, die auf der Basis schriftlicher Äußerungen von beteiligten Künstlern und von Archivquellen korrigiert werden konnte.

4 Ausst.Kat. Paul Abadie. Architecte 1812-1884, Katalog der Ausstellung im Musée national des Monuments français Paris, Paris 1988, S. 117, 122–123.

5 Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel: Restauration, in: ders.: Dictionnaire raisonné de l’Architecture française du XIe au XVIe siècle, Paris 1866, Bd. 8, S. 14.

6 Zu Paul Abadies Restaurierungen vgl. Wittmann-Englert, Kerstin: Konstruiertes Mittelalter. Paul Abadie restauriert, in INSITU, Zeitschrift für Architekturgeschichte. 3. Jg., 2011, S. 87–104.

7 AUBERT Marcel: L’Art français à l’époque romane. Architecture et sculpture, Bd. II, Paris 1930, S. 13.

8 Ausst.Kat. Paul Abadie, 1988, S. 121.

9 Viollet-le-Duc: Rapport sur l’église de St.-Front, Cathédrale de Périgueux, o. J.: Mediathèque d’architecture et du patrimoine (MAP), Dordogne, Périgueux, St. Front: 81/24/C35.

10 Protokoll der Sitzung des Comité Consultatif des Monuments Historiques vom 17.4.1950: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

11 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux vom 23.1.1946: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

12 Bericht an die Commission des Monuments Historiques vom 23.1.1947: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

13 Bericht des Architecte en Chef des Monuments Historiques Charles-Henri Besnard, Restauration d’un clocheton, 1.10.1930: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

14 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux an den Directeur général Louis Hautecoeur, Ministère Instruction publique vom 20.1.1940: « Les colonnettes soutenant ces lanternons, sont constituées d’une pierre très tendre et posée en délit. », MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

15 Vgl. hierzu ein kurzer Bericht vom 17.9.1990 von Bernard Fonquernie, Architecte en Chef des Monuments Historiques mit Verantwortung für die Dordogne zwischen 1980–1992, zu einer Studie über die Steinkrankheit: MAP, Dordogne, Périgueux, St. Front: 81/24/C35.

16 Bericht des Inspecteur Général des Monuments Historiques Henri Nodet vom 31.12.1932: MAP, Dordogne, Périgueux, St. Front: 81/24/C35.

17 Schreiben von Yves-Marie Froidevaux vom 20.1.1940 mit undatierter Antwort des Ministère de l’Instruction publique: MAP, Froidevaux, St. Front, Périgueux: 80/36/12.

18 Saint Front, Devis descriptif et estimatif. Travaux à exécuter en vue de Réparation des clochetons des domes, 28.12.1949: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

19 Vgl. Rechnung von Maxime Chiquet und Schreiben von Yves-Marie Froidevaux, beide vom 11.10.1951: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

20 Bericht von Yves-Marie Froidevaux vom 23.1.1947: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

21 Vgl. Quitterie Cazes/Maurice Scellès: Le Cloȋtre de Moissac, Bordeaux, 2001.

22 Bulletin de la Société historique et archéologique du Périgord, 84. Jg., 1957, S. 96.

23 Schreiben von Max Sarradet an Yves-Marie Froidevaux vom 7.6.1957: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

24 Jean-Claude Athané gemäß einer schriftlichen Mitteilung vom 6.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert.

25 Vgl. beispielsweise Froidevaux‘ Bericht vom 26.11.1954: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

26 Die Einschreibelisten („Présence des elèves dans les ateliers“) werden in den Archives Nationales in Pierrefitte-sur-Seine aufbewahrt: Archive Nationales Pierrefitte-sur-Seine, Côtes AJ 52/559 et AJ 52/561.

27 Schreiben von Froidevaux vom 24.7.1957: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

28 Hier Geneviève Bourdez in einer Mail vom 13.2.2020 an Kerstin Wittmann-Englert: „Cela n’est pas par mon intermédiaire, mon oncle et M. Saupique ont convenu tous les deux de faire travailler les élèves de l’atelier Saupique afin de les habituer à travailler ensemble et concrètement sur un chantier. Mon mari [Jacques Bourdet – Anm. d. Verf.] a été chargé pour ce projet de former un groupe dans l’atelier Georges Saupique et y a donc oeuvré.“

29 Bericht von Froidevaux: MAP, Froidevaux, Périgueux, St. Front: 80/36/12.

30 SAUPIQUE Georges: Quelques Reflexions sur le problème de la sculpture dans la restauration, in: Congres international des architectes et techniciens des Monuments Historiques, Paris, 6.–11. Mai 1957, Paris 1960, S. 254–258, hier S. 254.

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Table des illustrations

Titre Abbildung 1
Légende St. Front in Périgueux, Dachlandschaft von Süden, 2019.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 2
Légende St. Front in Périgueux, Kuppelschema, 1973.
Crédits © Médiathèque de l’architecture et du patrimoine.
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Titre Abbildung 3
Légende St. Front in Périgueux, Westkuppel von Südwesten mit Kapitellen des Atelier Chiquet, 2019.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 4
Légende St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel, 2019.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 5
Légende St. Front in Périgueux, nordwestlicher Clocheton der Nordkuppel, 2019.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 6
Légende St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Westkuppel, 2019: Die Kapitelle der rechten Bildhälfte wurden von Jean-Claude Athané angefertigt. Sie zeigen einen Boxkampf, die Tour de France, ein Liebespaar und einen Cellospieler.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 7
Légende Nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel. Das Kapitell mit den Elefanten stammt von Philippe Scrive.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 8
Légende Südportal der Kirche Saint-Pierre d’Aulnay, 12. Jh., September 2007.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 9
Légende St. Front in Périgueux, nordöstlicher Clocheton der Nordkuppel.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 10
Légende St. Front in Périgueux, Spitze mit Zirkuspferden des nordwestlichen Clocheton der Nordkuppel.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Titre Abbildung 11
Légende St. Front in Périgueux, drei Kapitelle des Bildhauers Jean-Claude Athané auf dem nordwestlichen Clocheton der Westkuppel.
Crédits © Eckart Wittmann.
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Pour citer cet article

Référence électronique

Kerstin Wittmann-Englert, « Von Paul Abadie zu Yves-Marie Froidevaux »In Situ [En ligne], 47 | 2022, mis en ligne le 15 avril 2022, consulté le 13 février 2025. URL : http://0-journals-openedition-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/insitu/35170 ; DOI : https://0-doi-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/10.4000/insitu.35170

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Auteur

Kerstin Wittmann-Englert

Professorin für Architekturgeschichte am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der Technischen Universität Berlin

kerstin.wittmann-englert@tu-berlin.de

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Droits d’auteur

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