Die auf der Pariser Friedenskonferenz angestrebte nationale Homogenisierung der aus dem Krieg hervorgehenden Nationalstaaten wirkte sich auf die Staatsangehörigkeit der von Grenzwechseln betroffenen Gebieten aus. In Elsass und Lothringen, die 1919 zu Frankreich zurückkehrten, führte der Friedensvertrag zu einer Trennung zwischen alteingesessenen Elsässern und Lothringern sowie deutschen Immigranten. Wurden in die Staatsbürgerschaft nur Erstere aufgenommen, blieben Deutsche von der vollen Integration ausgeschlossen. Der Beitrag geht der Einbürgerung nach, die der Vertrag mit Blick auf die deutsche Bevölkerung auf den Weg brachte. Suchten die Betroffenen die Verfahren in ihrem Sinne auszulegen, so bildeten sich in der administrativen Umsetzung divergierende Logiken und widersprüchliche Wahrnehmungsmuster im Hinblick auf Zugehörigkeit ab. Die Deutschen standen sowohl vor dem Hintergrund des gerade zu Ende gegangen Krieges als auch im Zusammenhang mit der nachlassenden Demographie und ausländischen Immigration allgemein im öffentlichen Fokus. Die mit dem Friedensvertrag in Gang gesetzte Reform der Einbürgerung schlug sich schließlich dauerhaft auf die Institution der Naturalisation nieder.
L’homogénéisation nationale des États-nations issus de la guerre, voulue par la Conférence de paix de Paris, eut un impact fondamental sur la nationalité des régions concernées par les changements de frontières. En Alsace et en Lorraine, restituées à la France en 1919, le traité de paix entraîna une séparation entre les Alsaciens et les Lorrains d’un côté et les immigrés allemands de l’autre. Si seuls les premiers étaient admis dans la citoyenneté, les Allemands restaient exclus de la pleine intégration. L’étude se penche sur la naturalisation que le traité introduit dans les deux provinces. Si les personnes concernées cherchèrent à orienter les procédures en leur faveur, la mise en œuvre administrative fit apparaître des logiques divergentes et une perception ambiguë des échelles d’appartenance. Les Allemands étaient au centre de l’attention publique, tant dans le contexte de la guerre qui venait de s’achever que dans celui de la baisse de la démographie et de l’immigration étrangère en général. La réforme de la naturalisation initiée par le traité de paix a finalement eu des effets durables sur l’institution de la naturalisation.
The national homogenisation of the nation-states emerging from the war, which was the aim of the Paris Peace Conference, had a fundamental impact on the nationality of the regions affected by border changes. In Alsace and Lorraine, which returned to France in 1919, the peace treaty led to a separation between long-established Alsatians and Lorrainers on the one hand, and the German immigrants on the other hand. While only the Alsatians and Lorrainers were admitted to citizenship, Germans were excluded from full integration. The present article examines the naturalisation process that the treaty initiated with regard to the German population. If those affected sought to adapt the bureaucratic procedures in their favour, divergent logics and contradictory patterns of perception with regard to belonging emerged in the administrative implementation. Against the backdrop of the war, which had just ended, as well as in the context of declining demographics and foreign immigration, Germans were generally the focus of public attention. The reform of naturalisation set in motion by the peace treaty ultimately had a lasting impact on the institution of naturalisation of the French Third Republic.
Ce document sera publié en ligne en texte intégral en décembre 2025.
Plan
Versailler Frieden und nationale Homogenisierung: Die Reintegrations-Verhandlungen vor dem lokalen Landgericht
Einbürgerungsverfahren und administrative Praxis: der behördliche Ermessensspielraum
Der Druck der Öffentlichkeit: die „Politisierung“ der französischen Staatsangehörigkeit
Fazit
Aperçu du texte
Der Friede von 1919 wird selten als gelungenes Beispiel für die Kunst des Friedensschließens genannt. Zu heftig stritten sich schon die Zeitgenossen über Bedeutung und Folgen des Versailler Vertrages, den die einen als Diktat – und Siegfrieden, die anderen als Ausdruck von viel zu weichen und damit im Grunde nutzlosen Bestimmungen zur endgültigen Niederwerfung Deutschlands kritisierten. Dabei ist der Vertrag aus der Geschichte der Friedensstiftung nicht wegzudenken. Die Siegermächte kamen im Januar 1919 mit dem Anspruch zusammen, eine neue internationale Ordnung zu schaffen und die Beziehungen zwischen den Staaten einer umfassenden rechtsförmigen Organisation unterzuordnen, um so die dauerhafte Beilegung internationaler Konflikte zu erreichen.
Davon geprägt waren die gegenüber den Verliererstaaten aufgestellten Bedingungen, die zum Teil tief in das öffentliche Leben eingriffen. Dies galt besonders für die Staatsangehörigkeit, die die Zugehörigkeit des Individuums zum Staat regelte un...
Axel Dröber, « Vom Frieden ausgeschlossen? », Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande, 56-2 | 2024, 349-364.
Référence électronique
Axel Dröber, « Vom Frieden ausgeschlossen? », Revue d’Allemagne et des pays de langue allemande [En ligne], 56-2 | 2024, mis en ligne le 04 décembre 2025, consulté le 11 février 2025. URL : http://0-journals-openedition-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/allemagne/4110 ; DOI : https://0-doi-org.catalogue.libraries.london.ac.uk/10.4000/1314v