Ausgehend von den kunsthistorischen Archivbeständen, die von zwei deutschen Instituten hinterlassen wurden, dem der Königlichen Akademie zu Posen während des Wilhelminischen Kaiserreichs (1904-1918) und dem der Reichsuniversität Posen während der NS-Besatzung (1940-1944), versucht der Beitrag den Stellenwert zu erfassen, den der Bezug auf die Straßburger Kunst in der Forschung und Lehre in Posen einnimmt. Ludwig Kaemmerer, der vor dem Ersten Weltkrieg das Kunstmuseum (Kaiser-Friedrich-Museum) leitete und an der Königlichen Akademie Kunstgeschichte lehrte, sammelte eine große Anzahl von Fotografien, auch über Straßburg, wahrscheinlich in der Absicht, eine vergleichende Ausstellung über die deutsche Kunst des Mittelalters zu erstellen. Otto Kletzl, der das Kunstgeschichtliche Institut an der Reichsuniversität leitete und zu einer Zeit, in der die Nazis Kunstgeschichte offen zu Propagandazwecken nutzten, über sehr umfangreiche Mittel verfügte, konzentrierte sich bei seinen Forschungen auf die osteuropäische Kunst, um Einflüsse aus Deutschland zu erkennen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Straßburg in Lehre und Forschung eine Gegengewichtfunktion einnahm, um den Unterschied zwischen dem transalpin-italienischen und dem deutschsprachigen Kulturraum zu betonen.

The article aims to understand the role of Strasbourg art references in research and teaching in Poznan, using the German archives of the Royal Academy of Poznań during the Wilhelmian Empire (1904-1918) and the Reichsuniversität of Poznań during the Nazi occupation (1940-1944) as a starting point. Ludwig Kaemmerer, director of the Museum of Fine Art (Kaiser-Friedrich-Museum) and lecturer of art history at the Royal Academy before the First World War, collected a large number of photographs, including those of Strasbourg, presumably to mount a comparative exhibition of German medieval art. During a time when the Nazis were openly using art history for propaganda purposes, Otto Kletzl, the director of the Institute of Art History at the Reichsuniversität, focused his research on Eastern European art to identify influences from Germany. He had significant resources at his disposal. However, Strasbourg appears to have played a counterbalancing role in its teaching and research, emphasizing the distinction between the Italian transalpine cultural area and the Germanic cultural area.